Kettiger kritisiertGewaltstudie

Bund

burgdorf In Burgdorf gebe es nicht mehr Gewalt als anderswo, und die Emmestadt sei entgegen ihrem Ruf auch kein Hort für Rechtsextreme: So lautet das Fazit einer Studie des Konfliktexperten Allan Guggenbühl, die der Gemeinderat nach einem Übergriff rechtsextremer Jugendlicher auf eine Musikerfamilie im April 2006 in Auftrag gegeben hatte (vgl. «Bund» vom Mittwoch). Die Studie ist allerdings umstritten. In einem offenen Brief an den Gemeinderat übt der Burgdorfer Rechtsanwalt Daniel Kettiger scharfe Kritik. Guggenbühls Werk entbehre jeder Wissenschaftlichkeit und beantworte die relevanten Fragen nicht, schreibt er ? und fordert den Gemeinderat auf, die Studie «förmlich zurückzuziehen».

Als Jurist und Verwaltungswissenschaftler habe er sich schon öfter mit Rechtsextremismus befasst, und als Anwalt habe er bereits dreimal Opfer rechtsextremer Gewalt vor Gericht vertreten, schreibt Kettiger. So vertrat er auch die erwähnte Musikerfamilie vor Gericht. Der Richter verurteilte beide Seiten wegen Raufhandels und den 21-jährigen «eigentlichen Aggressor» zusätzlich wegen Rassendiskriminierung und Beschimpfung.

Transparenz wird vermisst

Kettiger kritisiert namentlich die Methode der Studie, die sich einzig auf Interviews mit 19 «Schlüsselpersonen» und eine «Erkundungstour» dreier Jugendlicher durch das Burgdorfer Nachtleben stütze. Es fehle an Transparenz bei der Auswahl der Interviewpartner und am Bezug zur sozialwissenschaftlichen Forschung. Es bleibe weitgehend im Dunkeln, aus welchen Quellen Guggenbühl seine Erkenntnisse schöpfe. Zudem habe dieser Fakten weggelassen und die Opferperspektive ausgeklammert. Unter dem Strich sei die Studie «wissenschaftlich weitestgehend wertlos und nicht dazu geeignet, irgendetwas zu belegen».

Stadtpräsident Franz Haldimann (svp) zeigte sich gestern auf Anfrage nicht erstaunt über die Kritik. «Wer Kettiger kennt, musste damit rechnen.» Der Gemeinderat werde den Brief im August behandeln. Inhaltlich wollte sich der Stadtpräsident nicht weiter äussern.