Mehr Gewalt. Das Bundesamt für Polizei schreibt in einem Bericht, die gewaltsamen Vorfälle im Bereich des Linksextremismus würden stark zunehmen. Waren in der Vergangenheit vor allem staatliche und wirtschaftliche Objekte von hohem symbolischem Wert Ziel von Gewaltakten, werde seit rund drei Jahren vermehrt Gewalt gegen Rechtsextreme und Polizisten angewendet. Dem widerspricht der Genfer Politologe Dominique Wisler, der soeben ein Buch über die Geschichte des militanten Linksextremismus in der Schweiz vorgelegt hat: «Im Vergleich zu den 80er Jahren passiert heute sehr wenig», sagt er im baz-Interview.
Verklärt. Der Besuch einer Veranstaltung des «Revolutionären Aufbaus» in Zürich zeigt jedoch: Die Szene ist so latent gewaltbereit wie rückschrittlich. Eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit dem Marxismus findet nicht statt, und obwohl die Organisation weiterhin Zulauf von jungen Erwachsenen erfährt, wird die Vergangenheit mehrheitlich verklärt. So referierte etwa die deutsche Inge Viett über ihre Zeit als RAF-Terroristin und den jahrelangen Gefängnisaufenthalt, ohne ihre Taten zu bereuen. Andrea Stauffacher, die Anführerin des «Revolutionären Aufbaus», legitimierte den «bewaffneten Widerstand». Momentan befinde sich die linksautonome Bewegung in einer «Phase der Reflexion», in der man den Feind nicht frontal angreife. Die Revolution werde aber kommen ? «mit der Waffe und der Fahne in der Hand».