«Kein Gebiet der braunen Jugend»
Alle gegen die Pnos? Junge Linke haben in Burgdorf als Gegengewicht zu den Rechtsextremen eine Juso-Sektion gegründet.
Es dürfe nicht sein, dass das untere Emmental und der Oberaargau «als Gebiet der braunen Jugend abgestempelt wird». Die Botschaft der Langenthaler SP-Stadträtin Nadine Masshardt war klar. Deshalb haben sich die jungen Linken im Raum zwischen Burgdorf und dem Oberaargau zusammengetan und die achte Juso-Sektion für das Gebiet Bern Mittelland-Oberaargau gegründet. «Wir wollen uns im Rennen um Grossratssitze gegen die Pnos behaupten», fuhr Masshardt, die in der neuen Partei gleich das Präsidium übernahm, mit Blick auf die Wahlen vom Frühling fort. Und liess durchblicken, dass sie die rechtsextreme Partei am liebsten verbieten würde.
Ob es denn nun um das Motto «Alle gegen die Pnos» gehe, wollte auf dem anschliessenden Podium Gesprächsleiter Simon Schärer («Berner Rundschau») wissen. Der SVPler Patrick Freudiger, auch er ein Stadtrat aus Langenthal, wehrte sich gegen diesen Eindruck. «Sonst nähren wir nur Verschwörungstheorien.» Die andern Parteien müssten sich anstrengen und ihre Wählerschaft zufrieden stellen, dann könne die Pnos auch nicht gefährlich werden, fand auch der jungfreisinnige Lukas Felber, der das Jugendparlament im Oberaargau präsidiert.
Linke demonstrieren
Doch wie können Jugendliche überhaupt für Politik gewonnen werden? Mit Podiumsgesprächen kaum; nur rund 20 Personen hörten den sieben Jungpolitikern zu, die das Gebiet in Zukunft im Grossen Rat vertreten möchten. Der Berner Juso- Stadtrat Beni Hirt meinte dazu: «Bei den Linken ist es halt so, dass die Jungen gerne an Demos teilnehmen.» Adrian Wüthrich gab ihm Recht. Noch nie habe die Juso auf einmal so viele neue Mitglieder gewonnen wie bei der Demo nach der Blocher-Wahl, sagte der kantonale Juso-Präsident.
Christine Bobst, eine weitere Stadträtin aus Langenthal, bezweifelte allerdings, dass auf die Art gewonnene Mitglieder sich echt in der Politik engagieren wollen. «Überhaupt merke ich, dass die Jungen in den Schulen von der Politik sozusagen nichts mitbekommen», stellte die Jungfreisinnige fest. Das ist auch ihrer Parteikollegin aufgefallen, der Burgdorfer JF-Präsidentin Sarah Lévy. Deshalb habe ihre Partei die Schulen angeschrieben und den Lehrern angeboten, «aus unserer politischen Erfahrung heraus einmal eine Staatskundelektion zu gestalten». Doch das Angebot habe kein Echo ausgelöst. «Die Lehrer wollten sich offenbar nicht die Finger verbrennen.»
Niemand widersprach
Was denn an der Tätigkeit des Politikers reizvoll sei, wo diese doch zu den unbeliebtesten Personen gehörten, wollte Schärer noch wissen. «Nur Leute, die das Vertrauen verspielen, sind unbeliebt», hielt ihm Patrick Freudiger entgegen. «Wenn Junge in die Politik einsteigen, verfolgen sie Ideale. Dadurch sind sie glaubwürdiger.» Gäbe es mehr Jugendliche in der Politik, würde das Politikerimage steigen, meinte er – und niemand widersprach. Susanne Graf