Gestern Samstag, 2. Juli 2005, beging die rechtsextreme Organisation Schweizer Hammerskins (SHS) ihr 15-Jahr-Jubiläum eingeladen waren die einschlägig bekannten Nazirock-Bands Blitzkrieg (D), Hatemachine (USA), English Rose (GB), Civico 88 (I) und Vèrszerzödès (H).
Die Party zog 350 Neonazis an, wobei ungefähr die Hälfte aus Deutschland anreisten. Die Polizei gibt 75 kontrollierte Autos und 250 TeilnehmerInnen an, baute jedoch ihre Kontrollstelle vorzeitig ab, so dass ca. vierzig weitere Autos unkontrolliert zum Konzert gelangten.
Das Konzert fand auf dem Gelände der Schiessanlage Winigraben (Gemeinde Grossaffoltern) am Ortsrand von Lyss BE statt. Auf dem Parkplatz wurde ein Festzelt aufgestellt, mehrere Stände versorgten die BesucherInnen mit extrem rechter Musik, Kleidung und sonstigen Assessoires.
TeilnehmerInnen des Konzerts versuchten in der späten Nacht, in die Burgdorfer Innenstadt zu gelangen, wo ein antirassistisches Festival stattfand. An einer Strassensperre am Ortseingang stellte die Polizei bei Neonazis, die aus Graubünden angereist waren, unter anderem einen Baseballschläger sicher.
Rassistisches Liedgut
Die eingeladenen Bands sparten auf der Bühne nicht mit rassistischen und hetzerischen Parolen. Die CD «Wir sind zurück» der Chemnitzer Band Blitzkrieg beispielsweise wurde im Oktober 2004 in Deutschland indiziert. Civico 88 aus dem norditalienischen Varese tragen im Bandnamen den Code 88. Das Kürzel steht für «Heil Hitler», der «H» ist der achte Buchstabe im Alphabet.
Die Polizei hätte also eigentlich Motive genug gehabt, aufgrund der Antirassismus-Strafnorm einzuschreiten und die Party aufzulösen, zumal die Schutzklausel der privaten Veranstaltung seit dem Bundesgerichtsentscheid von 2004 für rechtsextreme Konzerte nicht mehr gilt: https://www.antifa.ch/rechtsextreme-unter-druck
Erster Ableger in Europa
Die Schweizer Hammerskins (SHS) wurden 1990 als Dachorganisation der Nazi-Skinheads in Luzern gegründet. Sie waren der erste europäische Ableger der ursprünglich aus den USA stammenden, rechtsextremen Sammelbewegung «Hammerskins». Die Hammerskins verstehen sich selber als Elite-Organisation mit «Vorbildfunktion» für die Naziskin-Szene.
Die SHS hat im Lauf der 1990er-Jahre regelmässig für Schlagzeilen gesorgt. Zwei Beispiele: Im September 1995 nahmen die SHS an der von Christoph Blocher initiierten «Kundgebung gegen die ferne EU und gegen die Heimatmüden mitten unter uns» teil und griffen linke GegendemonstrantInnen an. Im November 1995 war die Organisation für den brutalen Überfall auf ein antirassistisches Fest in Hochdorf LU verantwortlich, bei dem mehrere Personen verletzt wurden.
In den letzten Jahren ist es etwas ruhiger geworden um die SHS. Die Gruppe tat sich vor allem noch als Organisatorin von Konzerten und Partys hervor. Im August 2002 veranstalteten sie das bislang grösste Neonazi-Konzert in der Schweiz: Mehr als 1000 Naziskins feierten auf einer Waldlichtung bei Affoltern am Albis.
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Antifa Bern