SonntagsZeitung: Neben dem Front-National-Gründer haben die Veranstalter weitere internationale Redner eingeladen
Basel Nach den Silvester-Übergriffen von Köln fühlen sich Schweizer Fremdenfeinde im Aufwind. Am 3. Februar wollen sie sich zur ersten Pegida-Demonstration in der Schweiz treffen und gegen die «Islamisierung des Abendlandes» protestieren.
Bisher gingen die Behörden von einer überschaubaren Kundgebung auf dem Basler Marktplatz aus – sie bewilligten den Anlass ohne grössere Bedenken.
Doch jetzt droht der lokale Anlass zu einem internationalen Aufmarsch von prominenten Rechtsextremen zu werden. Im Hintergrund knüpfen die Veranstalter Kontakte zu Islamhassern aus ganz Europa. Auf der provisorischen Rednerliste stehen unterdessen Ausländerfeinde aus mehreren Ländern.
Le Pen: «Ich habe Einladung dankend angenommen»
Bereits gesichert ist der Auftritt des ehemaligen NPD-Vize Karl Richter. Der Münchner gehört zu den wichtigsten Exponenten der rechtsextremen deutschen Partei, bis vor kurzem war er Chefredaktor der NPD-Zeitung «Deutsche Stimme». «Ich werde anreisen und eine Rede halten», bestätigt er.
Doch die Organisatoren rechnen noch mit grösseren Namen. Der Demo-Anmelder Eric Weber, Basler Grossrat und Polit-Clown, nutzt seine Kontakte zu europäischen Rechtsextremisten. Per Mail hat er den Front-National-Gründer und ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Jean-Marie Le Pen eingeladen, angeblich ein «langjähriger Freund» von ihm. Was wie ein grössenwahnsinniges Unterfangen eines Querulanten tönt, ist offenbar gar nicht so unrealistisch. Gegenüber der SonntagsZeitung zeigt sich der 87-jährige Rechtsextremist aus Frankreich erfreut über die Einladung aus der Schweiz: «Ich habe sie dankend erhalten. Sofern es mein gesundheitlicher Zustand erlaubt, kann ich mir einen Auftritt gut vorstellen.» Er werde «spontan entscheiden».
Laut Weber nehmen an der Kundgebung zudem Frauke Petry, Chefin der Partei Alternative für Deutschland (AFD), und Mario Borghezio, italienischer Europa-Abgeordneter der Lega Nord, teil. Beide waren nicht erreichbar.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Weber von der «Volks-Aktion gegen zu viele Ausländer und Asylanten» sich überschätzt oder die Behörden narrt. Klar ist aber auch: Der Basler Grossrat pflegt zu beiden Politikern enge Beziehungen.
Weber plant jeden Monat eine Demonstration in Basel
Der 3. Februar dürfte die Polizei vor eine grössere Herausforderung stellen als zunächst angenommen. Die Ankündigung prominenter Islamhasser wird nicht nur mehr Pegida-Fans anziehen, sondern auch Hunderte Gegner auf den Plan rufen. Letzten Donnerstag bewilligten die Basler Behörden ein Gesuch für eine Gegenkundgebung der Jungsozialisten und des Jungen Grünen Bündnisses – ebenfalls auf dem Marktplatz. Militante Gruppen kündeten an, die Pegida-Demo verhindern zu wollen.
Wie erbittert sich die beiden Lager bekämpfen, zeigte ein Vorfall im vergangenen August. In orangen Overalls zog ein Dutzend Pegida-Aktivisten als IS-Geiseln verkleidet durch die Basler Innenstadt und schrie rechte Parolen. Doch bereits nach wenigen Metern wurden sie von unbekannten Vermummten mit Eisenketten und Pfefferspray attackiert, die Protestaktion endete in einer wüsten Schlägerei.
Die Basler Polizei ist sich der Gefahr von Ausschreitungen bewusst. Angaben zu ihrer Taktik will sie keine preisgeben. Die Lage werde aber «laufend beobachtet».
Das Bündnis Pegida Schweiz und Grossrat Eric Weber lassen sich von den Drohungen linker Kreise nicht beeindrucken. «Den Kampf gewinnen wir nicht im Internet, sondern an der Front», schreiben sie auf Facebook. Weber und seine Mitstreiter wollen es nicht beim anstehenden Aufmarsch belassen. Sie haben bereits zwei weitere Gesuche für Kundgebungen am 13. März und am 17. April eingereicht. «Wir planen jetzt jeden Monat eine Demo in Basel», sagt Weber. Die Polizei will die Gesuche prüfen und nach dem 3. Februar entscheiden.