Der Überfall auf die Bar Elvis et moi vom letzten Samstag wirft einige Fragen auf. Zum Beispiel wer hinter dem Verein Soleil Noir steckt. Dieser organisierte das Konzert der Band Camerata Mediolanense. Am Samstag hatte eine Gruppe von Personen die Bar Elvis et moi in der Stadt Freiburg kurz und klein geschlagen, um ? wie sie in einer Mitteilung behauptet ? ein Konzert der rechtsextremen Dark-Wave-Band Camerata Mediolanense zu verhindern. Die Ermittlungen gegen die Täterschaft, laut Freiburger Kantonspolizei vermutlich Anhänger der linksextremen Szene, laufen immer noch.
Konkrete Ergebnisse gab es am Montag aber noch keine, wie Polizeisprecher Hans Maradan auf Anfrage sagte. Gegenüber den Medien hatte sich am Sonntag eine antifaschistische Gruppe mit dem Namen «Kommando nazifreie Subkultur» zur Tat bekannt.
Im braunen Dunstkreis
Aber wer ist die Band Camerata Mediolanense, gegen welche sich die Tat richten sollte? Indymedia, ein unabhängiges Netzwerk von Journalisten, entstanden aus der globalisierungskritischen Bewegung, schreibt im Internet: «Wie bei fast allen Bands aus der rechtsextremen Dark-Wave-Szene ist auch bei der Camerata Mediolanense die faschistische Gesinnung nicht auf den ersten Blick zu erkennen.» Gemäss dem Experten für Rechtsextremismus Hans Stutz wird die italienische Band jedoch im Buch «Ästhetische Mobilmachung. Dark Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien», herausgegeben vom deutschen Journalisten Andreas Speit, erwähnt.
Für ihn lassen sich zudem einige Schlüsse aus den Anlässen ziehen, bei welchen die Camerata Mediolanense auftritt. So habe er die Band selber bei einem Konzert im waadtländischen La Sarraz im Jahr 2001 erlebt. Dort seien Gruppen aufgetreten wie die faschistische Band Blutharsch, und an einem Stand wurden Bücher über den Wegbereiter des italienischen Faschismus, Julius Evola, angeboten. Der geplante Auftritt der Camerata Mediolanense vom Samstag im «Elvis et moi» wurde von Soleil Noir organisiert. Soleil Noir ist ein Verein aus Lausanne, sein Präsident heisst Lars Kophal. Der Verein organisiert seit sieben Jahren Konzerte der Stilrichtung Neofolk und Dark Folk. Obwohl sich die Gruppe auf ihrer Website als völlig apolitisch bezeichnet, lehnt sie die globale Vereinheitlichung, «die grosse, fade Suppe des Multikulturalismus», ab.
Laut Hans Stutz gehört Soleil Noir definitiv zu jenem Teil der Gothic-Szene, welcher rechtsextreme Inhalte aufgenommen hat, insbesondere vom italienischen Faschismus und von der rumänischen Eisernen Garde. Dark-Wave-Bands wie Death in June, Allerseelen oder Blutharsch, die zum rechten Lager zählen, gehören zum Konzertprogramm von Soleil Noir. Lars Kophal bestreitet, dass diese Bands rechtsextremes Gedankengut verwenden.
Von Ästhetik angezogen
Valentine Jaquier, Inhaberin des «Elvis et moi», will von alledem nichts wissen. «Wer mich kennt, weiss, dass ich keinerlei Sympathien für rechtsextremistisches Gedankengut habe.» Sie sei komplett apolitisch. «Ich liebe den Gothic-Stil. Ich finde die Kleider und die Musik dieser Stilrichtung schön. Ich liebe auch den Dresscode.» Hans Stutz bestätigt: «Im Unterschied zu den dumpfbackenen Skins kommen die Leute der Gothic-Kreise sehr ästhetisch daher und wirken oder sind gebildet.» Auf Grund seiner Erfahrungen sagt er, dass es oft dieser Aspekt sei, der die Anhänger fasziniere.
Von rechtsextremistischem Gedankengut sei aber nur eine Minderheit der Gothic-Szene beeinflusst, betont Stutz: «Diese Minderheit betreibt eine Ästhetisierung des Faschismus, aber ohne ironische Untertöne.»