«Indiziert»: Entlarvt, gekündigt

BernerZeitung

«Indiziert» probt seit November in Roggwil. Ende Monat muss die rechtsextreme Band aber raus aus dem Gugelmann-Areal.

Samstagabend, Gugelmann-Areal Roggwil: Gegen 150 Rechtsextreme treffen sich bei den alten Holzbaracken unter dem Viadukt. «Indiziert», die rechtsextreme Band um den Roggwiler Pnos-Exponenten Dominic Lüthard, hat zur Taufe ihrer neuen CD (siehe Artikel rechts) geladen.

Der Veranstaltungsort kommt nicht von ungefähr: Wie diese Zeitung gestern erfahren hat, ist «Indiziert» Mieter einer der Baracken. Seit November 2006 schon. Aber nur wenige Tage noch. Die Band fliegt Ende Juni raus, wie Gemeindeschreiber Roland Juen und Lorze-Chef und Liegenschaftsbesitzer Adrian Gasser gestern erklärten. Denn dass er das Lokal an Rechtsextreme vermietet, davon hatte Gasser im November noch keine Ahnung.

Von Mitarbeiter erkannt

Bassist Benjamin Lingg hatte sich nach dem Raum erkundigt. Als Aufnahmestudio und Proberaum wollte er ihn nutzen. «Da schöpfen wir nicht gleich Verdacht», sagt Gasser, der Immobilien in weiten Teilen der Schweiz vermietet. Die Vermietung sei zudem über seine Immobilienabteilung in Baar gelaufen, noch unwahrscheinlicher also, dass beim Namen Benjamin Lingg jemand hellhörig wird.

Aufgeflogen ist die Band jedoch nur wenige Tage nach deren Einzug. Ein Mitarbeiter der Lorze hat Lingg von Zeitungsbildern her erkannt. Denn die Band hatte sich schon einmal in Roggwil eingemietet und so für Negativschlagzeilen fürs Dorf gesorgt. Aus der «Gerber-Liegenschaft» musste sie erst ausziehen, als sie das Probelokal in ein Klubhaus verwandeln wollte.

Gasser und seine Mitarbeiter haben deshalb schnell gehandelt: Sie forderten eine Stellungnahme ihres Mieters ein; als diese ausblieb, folgte noch im Dezember 2006 die Kündigung.

Gasser endlich im Recht

Lingg focht den Entscheid Gassers aber beim Mietamt an, ein erstes Einigungsgespräch blieb erfolglos. Erst im April entschied das Gericht zu Gunsten Gassers: Die Band muss das Lokal per Ende Juni verlassen, weil sich Lingg den Mietvertrag unter Vortäuschung falscher Absichten «erschlichen» hat.

Adrian Gasser ist sichtlich erleichtert. In einer der Baracken trifft sich die Pfadi, daneben steht die «Tafelei». «Dieses rechtsextreme Gesindel wollen wir hier ganz sicher nicht», betont er wiederholt.

Konzert hat Folgen

Das Konzert vom Samstag dürfte somit das letzte seiner Art auf dem Gugelmann-Areal gewesen sein. Wie die Kantonspolizei gestern erklärte, sei der ursprüngliche Besammlungsort im Aargau gewesen. Nach intensiven Kontrollen durch die Polizei habe «Indiziert» jedoch nach Roggwil disloziert. Dort hat das Konzert dann ohne Zwischenfälle und unter Überwachung der Polizei und der Gemeindebehörden stattgefunden.

«Für ein Einschreiten fehlte die rechtliche Grundlage», erklärt Andrea Sommer von der Kantonspolizei. Wegen unerlaubten Alkoholausschanks sind die Veranstalter jedoch angezeigt worden.