Neue Luzerner Zeitung: Schlachtfeier · Neben dem Gedenken gibt es in Sempach ein Mittelalterspektakel. Höhepunkt ist morgen Abend die Feuershow.
Am Wochenende wird der Schlacht von Sempach im Jahr 1386 gedacht. Seit 2011 geschieht dies ohne den traditionellen Marsch zum Schlachtfeld – und seither auch ohne Demonstrationen von Rechtsextremen und ihren Gegenparts. «Durch die Neuausrichtung als Familienfest ist die Gedenkfeier als politische Plattform nicht mehr attraktiv», sagt Franco Mantovani, Projektleiter der Gedenkfeier, die vom Kanton durchgeführt wird. Der Verzicht auf den Marsch sorgte zu Beginn für einige Kritik. Inzwischen scheint man sich an die neue Gestalt der Feier gewöhnt zu haben.
IKRK-Präsident hält Festrede
Seit vergangenem Jahr gibt es wieder eine Prozession, wenn auch nur eine kleine. Sie führt am Sonntagmorgen vom Luzerner Tor durch die Altstadt zur Kirche St. Stefan. Daran nehmen in diesem Jahr auch Kinder aus der Gastgemeinde Meggen, die ihr 950-Jahr-Jubiläum feiert, teil. Gastkanton ist Zug. Die Prozession gehört zum traditionellen Feierteil, der mit dem Morgenbrot um 9 Uhr beginnt, die Prozession und den ökumenischen Gottesdienst umfasst und im Festakt mit der Festrede von Peter Maurer, Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), gipfelt.
Von Samstagabend 18 Uhr bis Sonntag 17 Uhr werde ein Mittelalterspektakel geboten, sagt Beppi Baggenstos, der als Regisseur einen wesentlichen Teil dazu beiträgt. In verschiedenen Theaterszenen in der Altstadt und am See wird die Geschichte der Schlacht erzählt, aber auch darüber sinniert, was Schlachten anrichten und wie sie jene verändern, die sie überleben. Als zentrale Figur nennt Baggenstos den Schlachtenmaler, der als neutraler Beobachter das Kriegsgeschehen so zeige, «wie es wirklich war». Die grossen Anfangs- und Schlussszenen auf dem Kirchplatz respektive vor dem Rathaus werden am Samstag um 18.30 und 22 Uhr gezeigt, am Sonntag um 11.35 und 13.30 Uhr.
Rund 300 Darsteller
Seit der Neugestaltung wurde das Mittelalterfest stetig ausgebaut. In diesem Jahr sind laut Stephan Dräyer, Verantwortlicher Markt und Künstler, rund 300 Darsteller beteiligt. Unter anderem sind Ritter in 70 Kilogramm schweren Rüstungen auf dem Festgelände unterwegs. «Dieses Mal haben wir auch Völker aus dem hohen Norden und dem tiefen Süden, nämlich Wikinger und Mauren, zu Gast», sagt Dräyer.
Unterhalb der Altstadt am See wird ein ganzes Heerlager aufgebaut. Dort werden Schwertkämpfe ebenso gezeigt wie die Jagd mit Falken und diverse alte Handwerkskünste, es gibt ein Kinderparadies, und erstmals ist auch Übernachten im Ritterzelt möglich. In der Altstadt und teils auch am See werden an zahlreichen Marktständen Waren feilgeboten. Am Samstagabend gibt es mittelalterliche Musik von Christoffel dem Jüngeren und Kel Amrûn. An beiden Tagen zeigen verschiedene Gaukler, Jongleure und Zauberkünstler ihr Können. Etwas Besonderes wird am Samstag um 22.30 Uhr geboten: das Feuerspektakel der Gaukler-Gilde Schweiz vor dem neu renovierten Rathaus.
Für die Gedenkfeier sind im Budget des Kantons 130 000 Franken reserviert. Man werde die Kosten voraussichtlich um rund 10 Prozent unterschreiten, sagt Franco Mantovani. Letztes Jahr kamen an den zwei Tagen rund 7000 Besucher. Das war Rekord. «Wir rechnen dieses Jahr mit 5000 bis 6000 Besuchern, abhängig vom Wetter.»
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