Rechtsextreme treten wieder an
Die rechtsextreme Pnos will bei den Wahlen in Langenthal ihren Sitz im Stadtrat verteidigen. Noch ist nicht klar mit wem. Klar ist nur, dass die anderen Parteien auf einen Misserfolg der Pnos hoffen. Denn: Ein Rechtsextremer im Parlament habe der Stadt nichts als Negativ-Schlagzeilen gebracht.
Dölf Barben
Die letzten Gemeindewahlen in Langenthal haben vor vier Jahren landesweit für Schlagzeilen gesorgt. Zum ersten Mal hatte ein Mitglied einer rechtsextremen Gruppierung die Wahl in ein Schweizer Gemeindeparlament geschafft. Der damals zwanzigjährige Strassenbauer Tobias Hirschi, Mitglied der aus einer Skinheadgruppe hervorgegangenen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) hatte die Wahl knapp geschafft ? auch dank zahlreichen Panaschierstimmen.
Dicke Stricke hat Hirschi seither nicht zerrissen. Er wird als unbedarft und politisch harmlos beschrieben. Er sei weder positiv noch negativ aufgefallen, sagt etwa SVP-Präsident Roland Christen. Er wie auch Exponenten anderer Parteien hoffen, die Pnos werde es am 26.Oktober nicht mehr schaffen. Hirschi habe Langenthal nichts gebracht, «ausser ein schlechtes Image», sagt EVP-Präsident Daniel Steiner. Er hoffe, die Protestwähler, die ihm zum Sitz verholfen hätten, seien sich dieser Konsequenz in der Zwischenzeit bewusst geworden.
Pnos kommt ? aber mit wem?
Die Wahlchancen der Pnos werden unterschiedlich eingeschätzt: Sein Bauchgefühl sage ihm, dass es der Pnos diesmal nicht mehr reichen werde, meint SVP-Präsident Christen. Anders SP-Wahlkampfleiterin Rebekka Leuthardt: Die Pnos dürfe nicht unterschätzt werden, sagt sie. Der Ausgang sei «völlig offen» ? aus ihrer Sicht werde es auf die Mobilisierung der Jungen ankommen. Fest steht jedoch, dass die Pnos zu den Wahlen antreten wird. «Wir kommen definitiv», sagt Dominic Lüthard, Leiter der Ortsgruppe ? ob erneut mit Hirschi oder mit einem neuen Kandidaten werde erst in einer Woche bekannt gegeben. Das Ziel sei die Verteidigung des Sitzes. Kritik an Hirschis Arbeit weist Lüthard zurück. Für die anderen, etablierten Parteien sei es einfach, so zu reden. Immerhin habe Hirschi versucht, etwas zu machen. «Dass er versagt haben soll, das sehe ich nicht so.» Zudem sei die Pnos neu in der Politik ? «dies waren unsere ersten Gehversuche». Lüthard nimmt an, dass die Pnos in Langenthal nochmals zulegen wird. Bei den Grossratswahlen 2006 hatte sie dort mit 3,4 Prozent bereits einen höheren Wähleranteil erreicht als bei den Gemeindewahlen mit 2,4.
FDP vor einem Verlust?
Der Langenthaler Stadtpräsident Thomas Rufener (svp), Nachfolger des vor zwei Jahren in den Regierungsrat gewählten Hans-Jürg Käser (fdp), sitzt fest im Sattel. Von den übrigen sechs Gemeinderäten treten alle wieder an ? ausser Werner Meyer (fdp) wegen Amtszeitbeschränkung. Diese beiden Umstände stellen für die Freisinnigen ein Problem dar: Käser und Meyer waren zwei starke Wahlkampflokomotiven. Meyer hatte vor vier Jahren sogar mehr Stimmen erzielt als der Stadtpräsident. Ohne die beiden könnte es für die FDP dieses Jahr schwierig werden, ihre Sitze zu verteidigen. Parteipräsident Rudolf Lanz ist dennoch zuversichtlich und verweist auf die «profilierten Leute» auf der gemeinsamen Liste von FDP und Jungliberalen (jll) mit der Bisherigen Christine Bobst (jll) an der Spitze. Die 32-Jährige war nach Käsers Abgang in den Gemeinderat nachgerutscht.
Weniger schwierig dürfte es dagegen der SVP fallen, ihre beiden Sitze zu verteidigen. Sie kann mit Bisherigen antreten und erst noch auf die Zugkraft des Stadtpräsidenten Rufener zählen. Bereits wird in Langenthal darüber spekuliert, dass die Freisinnigen dieses Jahr einen Sitz an die SVP verlieren könnten.
Oder an die SP: Diese möchte nämlich unbedingt den dritten Sitz zurückerobern, den sie 2004 an die EVP verloren hat. Die EVP wiederum setzt alles daran, diesen Sitz zu verteidigen ? und gibt sich sehr selbstbewusst: «Das sollte eigentlich problemlos zu schaffen sein», wie EVP-Präsident Daniel Steiner sagt.