«Braune Flecken» in AusserschwyzDass rechtsgerichtetes Gedankengut in der ganzen Schweiz zu finden ist, beweisenverschiedene Statistiken. «Aber sicher nicht in unserer Nähe, das wüssten wir», ist allzu oft zu hören. Gerade in der March hat sich aber wieder eine grössere Szene gebildet. VON MARTIN KEMPFSamstagnachmittag, nicht das beste Wetter, Openair-Start in Altendorf. Die ersten Gäste treffen ein,setzen sich im Festzelt an die Festbänke und geniessen die erste Band The Big Trouble aus Lachen. Esfolgen immer mehr Gäste, darunter eine Gruppe von rund 20 bis 30 Jugendlichen aus der Region,grösstenteils aus Altendorf. Diese Jugendlichen haben fast alle eines gemeinsam: Glatze oder sehr kurzeHaare, Bomberjacke, Springerstiefel.Später an diesem Nachmittag erhält diese Truppe Nachschub aus dem Zürcher Oberland, dieHammerskins erscheinen auf der Bildfläche, klar als solche erkennbar. Aufsticker auf den Bomberjackenklären die Unwissenden über die Gesinnung der neuen Gäste schnell auf: Landsturm steht auf dem einen,White Power auf dem anderen, die Gürtelschnallen zeigen ähnliche Zeichen, wie sie im ZweitenWeltkrieg in Deutschland überall zu sehen waren. T-Shirts sind zu sehen, auf denen mit ähnlichenSchwert-Hammer-Symbolen für Treue und Vaterland geworben wird wie auf dem Rütli vor gut einerWoche. Eine Art Winkelried-Spiess und das Schweizerkreuz vervollständigen das rückenfüllende Bild.Einige der Anwesenden waren eine Woche zuvor auch auf dem Rütli zu sehen.Unterdessen sind auch etliche, eher der politisch linken Seite nahestehende Gäste eingetroffen. Dieselassen sich am Ufer des Sees auf den grossen Steinblöcken nieder und geniessen die friedlicheStimmung. «Ich habe dann bemerkt, wie plötzlich Aufregung zwischen den beiden Gruppen regierte»,erklärt ein anwesender Familienvater aus Altendorf (Name der Redaktion bekannt). Es sei rege mit denHandys telefoniert worden, die Gruppen hätten sich gegenseitig optisch gemustert, die Stimmung seileicht gespannt gewesen.War eine Schlägerei geplant?Aus Insiderkreisen war zu erfahren, dass an diesen Abend eine «Schlacht» zwischen den beiden Gruppennicht unwahrscheinlich sei. Die Eingangskontrollen stellten schon beim Durchsuchen vor dem EingangPfeffersprays sicher.Auch das OK ist unterdessen informiert, dass Aktionen stattfinden könnten. Die Sicherheitskräfte werdeninformiert. Diese führen ab diesem Zeitpunkt bei verdächtigen Personen noch bessere Kontrollen durch.Doch bis in den späten Abend hinein kommt es zu keinen Zwischenfällen. Es war zu hören, für diesenAbend sei Frieden geschlossen worden.Nach dem Konzert von Krokus, also gegen 2.15 Uhr am Sonntagmorgen, spitzt sich die Situation wiederzu. Rund 100 Personen sitzen noch im Festzelt, hälftig rechts- und linksgerichtet. Die Skinheads holenihre Baseball-Schläger aus den Autos, die Stimmung wird gereizter, Gesänge und Gebrüll sind zu hören.Die Organisatoren begreifen schnell und handeln. Die Tische werden sofort zusammengestellt, das Lichtgelöscht, geschäftiges Aufräumen beherrscht das ganze Areal, die Getränkebar wird geschlossen. Einekleine, nicht ernst zu nehmende Rempelei geht gar nicht in die prügelnde Phase. Und dann plötzlichverschwinden alle Akteure, anscheinend nach Hause, denn auch vor dem Areal und in der Region werdenkeine Zwischenfälle gemeldet. Es ist also doch nichts geschehen. Die meisten Gäste bemerkten vondiesem Treiben gar nichts und genossen das gut organisierte, friedliche Openair. Die Stimmung war zukeiner Zeit wirklich gedrückt, das schaffte auch der Regen nicht.Alle wissen es, doch niemand sagt wasDer erwähnte Familienvater verfolgte das Geschehen in der Seehaabe und sah sich in seinem Wissenbestätigt. «Ich habe Töchter, die zum Teil mit solchen Exponenten die Schule besuchten. Und meineKinder erklären mir, dass in Altendorf ganz klar eine rechtsextreme Szene besteht, mit Gruppenraum undallem, was dazugehört.» Die Töchter hätten auch von Personen aus der Gemeinde erzählt, die am 1.August aufs Rütli reisen wollten. Ob sie tatsächlich dabei waren, ist nicht sicher.Den Vater selbst habe aber auch seine eigene Reaktion überrascht. «Beim Anblick der vielen Skinheadsund deren Mitläufer stauten sich in mir grosse Aggressionen auf», erklärte er gegenüber unserer Zeitung.Ihm sei eigentlich alles egal, ob gekifft werde oder nicht, das müssten die Betroffenen selbst wissen. Ersei aber absolut gegen rechte wie linke Gewalt, vor allem aber gegen das rechtsgerichtete Gedankengut.«Ich gehe an ein Openair, um Freude zu haben, die Musik und die friedliche Stimmung zu geniessen.»Deshalb finde er es umso tragischer, wenn seine Kinder Konzerte meiden würden, weil sie genau wissen,dass die «Glatzen» wieder anwesend sein werden.