Warum er als Berner die Rütlifeier rettet, sagt der Unternehmer und FDP-Nationalrat Johann Schneider-Ammann im Interview. Es gehe ihm nicht um Wahlkampf, beteuert er. Völlig deplatziert findet er Ueli Maurers Ausdruck Kuhfladenmatte.
Herr Schneider-Ammann, Sie haben die Ehre der Schweiz gerettet. Wollen Sie als zweiter Winkelried in die Geschichte eingehen?
Johann Schneider-Ammann: (lacht) Na ja, das wäre doch viel zu viel der Ehre. Nein, ich bin kein Winkelried.
Warum haben Sie es denn getan?
Wir wollen eine saubere Feier, eine geordnete. Damit soll die Freude zum Ausdruck kommen, dass es diesem Land gut geht. Wenn wir dazu beitragen können, dass die Sache deblockiert wird, sind wir glücklich.
Hand aufs Herz, so selbstlos, wie Sie es darstellen, ist Ihr Sponsoring nicht.
Ich bin mir bewusst, dass ich mir nun solche Vorwürfe anhören muss. Aber ich sage mit gutem Gewissen, dass es mir um nichts anderes geht, als die Feier zu retten, weil ich finde, dass sie wichtig ist. Aber wenn es Leute gibt, die unser Engagement in einem anderen Licht sehen wollen, muss ich das akzeptieren.
Dennoch: Wie viele Wählerstimmen werden Ihnen all die positiven Schlagzeilen nun bringen?
Die Welt ist so kurzlebig. Das wird mehr als nur vergessen sein bis zu den Wahlen. Das ist heute und morgen aktuell und vielleicht noch am 1.August.
Wollen Sie der SVP beweisen, dass das Rütli mehr als eine Matte mit Kuhfladen ist?
Ja, dieses Bild von der Kuhfladenmatte, das SVP-Präsident Ueli Maurer von der Wiese gezeichnet hat, war natürlich völlig deplatziert. Ich bin sicher, dass er seine Sprüche bereits bereut. Es geht beim Rütli wirklich um die Würde der Schweiz. Das hat Symbolcharakter. Man darf nicht populistisch damit umgehen, wie er es getan hat.
Dann ist Ihre Spende ein Seitenhieb gegen die SVP, welche die Ehre dieser Wiese befleckte?
Nein, das ist sie ausdrücklich nicht. Wir sagten ganz bewusst, dass wir uns nicht zu einem Parteigeplänkel hinreissen lassen.
Hat sich die Bundespräsidentin schon bedankt, dass Sie ihr ermöglichen, die Rütlirede doch noch halten zu können?
Persönlich hat sie dies nicht getan. Sie muss als Bundespräsidentin eine gewisse Diskretion wahren. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Aber die Leute aus ihrer Umgebung haben sich bei mir bedankt.
Mit Ihrer Rettungsaktion geben Sie der Sozialdemokration eine Wahlkampfplattform. Dafür erhalten Sie Schelte aus Ihren eigenen Reihen?
Ganz im Gegenteil. Ich bekam viele durchwegs positive Reaktionen von meinen freisinnigen Parteikollegen. Ich bin zudem überzeugt, dass Frau Calmy-Rey ihre Rede nicht als Wahlkampfplattform missbrauchen wird.
Wie viel wird Sie die Rettungsaktion kosten?
Wir sagten, dass wir für jenen Beitrag einstehen, den der Bundesrat offenbar nicht zur Verfügung stellen kann. Wie viel Geld das sein wird, wissen wir noch nicht genau
Was sagen Sie eigentlich dazu, dass der Bundesrat nicht bereit war, den Beitrag selber zu zahlen, um die Feier zu retten?
Ich bedaure es, dass es Private braucht, um diese Feier doch noch zu ermöglichen. Denn diese jährlich einmalige Feier am Nationalfeiertag ist materiell nicht zu werten. Sie ist eine ideelle Angelegenheit. Der Bund müsste deshalb das Geld für die Sicherheit der Feier zu jeder Zeit aufbringen können.
Bei diesem Betrag dürfte es um rund 200000 Franken gehen. Zahlen Sie den Betrag aus der Kasse Ihres Unternehmens?
Wir bezahlen es aus dem eigenen Sack.
Warum gibt Nicolas Hayek heute plötzlich nicht mehr zu, dass er auch mitmacht beim Sponsoring?
Herr Hayek sagte in den letzten vierundzwanzig Stunden «no comment». Sie müssen die Frage ihm stellen.
Die Sponsoren
Hayek schweigt
Johann Schneider-Ammann ist Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates der Ammann Group Holding AG, Langenthal. Zu dieser gehört auch eine Maschinenfabrik, die er zuvor als CEO leitete. Schneider-Ammann und der Uhrenkönig Nicolas Hayek sponsern die Feier gemeinsam. Allerdings wollte Hayek sich gestern dazu nicht mehr äussern. Letzte Woche hatte kaum noch jemand damit gerechnet, dass dieses Jahr eine Rütlifeier stattfindet. Dies, weil niemand die Sicherheitskosten übernehmen wollte, die wegen Rechtsextremen notwendig sind.