Die Scharfmacher hinter den jungen Skins
VON ALEXANDER SAUTTER
ZÜRICH ? Die alten Männer hinter den jungen Glatzen. Holocaust-Leugnerwie Jürgen Graf (51) geben die geistige Nahrung für pöbelnde undprügelnde Skinheads. An Kursen und Veranstaltungen werden dieJugendlichen von den Rechtsaussen-Ideologen aufgehetzt.
Holocaust-Leugner ? auch Revisionisten genannt ? tragen Anzug undKrawatte. Aber sie sind gefährlicher als glattrasierte Kahlköpfe mitBomberjacken und Springerstiefeln. Denn die alten Rassisten machen dieJugendlichen erst richtig scharf. «Revisionisten und Rechtsextreme gehenaufeinander zu», bestätigt Jürg Bühler vom SchweizerInlandnachrichtendienst DAP. Und: «Rechtsextreme werden von denRevisionisten ideologisch geschult.»
Die Holocaust-Leugner verstecken ihre menschenverachtenden Meinungen undTheorien nicht mehr. «Wir haben festgestellt, dass sie in den letztenJahren vermehrt aggressiv an die Öffentlichkeit getreten sind», sagtSzenenkenner Bühler.
BLICK nennt die Hetzer beim Namen:
- Jürgen Graf (51), Ex-Lehrer. Seine widerwärtige Behauptung: In derNazi-Diktatur gab es weder Gaskammern noch 6 Millionen ermordete Juden.1998 verurteilte ihn das Bezirksgericht Baden zu 15 Monaten unbedingtwegen Verstosses gegen das Antirassismusgesetz. Statt im Gefängnis istGraf auf der Flucht.
- Bernhard Schaub (48), Ex-Lehrer. Er ist der geistige Führer undVorstandsmitglied der Rechtsextremen-Partei Pnos. BLICK liegt dieaktuellste Ausgabe der geheimen Parteizeitung «Zeitgeist» vor. Darinruft Schaub die jungen Rechtsextremisten zur Selbstaufopferung auf: «Wirbrauchen Leute, die etwas wagen. Leute, denen Volk und Heimat notfallsmehr bedeuten als das eigene Wohlergehen.»
Schaub ist einer der aktivsten Scharfmacher. «Er bindet Jugendliche miteinfachen Worten und Weltbildern wie in einer Sekte an sich und erklärtsie zu etwas Besserem. Das macht ihn so gefährlich», sagt Samuel Althofvon der Aktion Kinder des Holocaust.
- Ahmed Huber (74). Stolz erzählt er: «Ich halte regelmässig Vorträge vor den jungenRechten.» Mit ihnen feierte er nach dem 11. September auch die Anschlägegegen die USA in einer Berner Landbeiz.
- Gaston Armand Amaudruz (81). Er tritt immer wieder beiinternationalen Neonazi-Treffen auf. Nach Deutschland darf er deshalbnicht mehr einreisen. Wegen Rassendiskriminierung muss er drei Monateins Gefängnis. Das Bundesgericht hat kürzlich das Urteil bestätigt.
- Philippe Georges Brennenstuhl. Vizepräsident derRevisionisten-Vereinigung «Vérité et Justice». Letzten Monat verurteilteihn das Strafgericht Veveyse zusammen mit Amaudruz und demHolocaust-Leugner René-Louis Berclaz zu drei Monaten Gefängnis unbedingt.
- Andres J. Studer (66). Zusammen mit Graf und Schaub gründete er1994 die «Arbeitsgemeinschaft zur Enttabuisierung der Zeitgeschichte».
- Arthur Vogt (85). Der Zürcher verschickt regelmässig Pamphlete mitüblen rassistischen Inhalten. Er wurde deswegen letztes Jahr zu einerBusse von 25 000 Franken verurteilt.