HOLOCAUST-LEUGNER

Landbote

Grösstes Treffen seit langem

Skinheads und Holocaust-Leugner trafen sich am Sonntag in Winterthurzu einem Referat über das «Reich Europa».

MASSIMO DIANA

Im Restaurant «Reitweg» hat am Sonntag eine geschlosseneVeranstaltung mit einem bekannten Holocaust-Leugner stattgefunden.Skinheads sowie ältere Semester haben daran teilgenommen(«Landbote» von gestern). «Schätzungsweise 80 bis 90 Personen warenhier», sagte der Wirt Bruno Flachsmann gestern auf Anfrage. Er habe denAnlass aber nicht organisiert. Ein Kollege eines seiner Mitarbeiter habedies getan, betonte er. Beide seien Mitglieder einer Gruppierung, die sichPJW oder «Polnischer Jassclub Winterthur» nenne, so Flachsmann. PJWheisse viel eher Patriotische Jugend Winterthur, vermutete hingegen der«Tages-Anzeiger» in einem gestern erschienenen Bericht. AndererMeinung ist der Rechtsextremismus-Spezialist Jürg Frischknecht: Er wissevon einem Teilnehmer, dass der geschlossene Anlass von einerGruppierung Namens «Volkssturm Unterland» organisiert worden sei. DieGruppe sei ein Teil der Skinhead-Szene.

Im Restaurant «Reitweg» habe vor- gestern der in einschlägigen Kreisenbekannte Holocaust-Leugner Bernhard Schaub aus dem thurgauischenBerlingen über das «Reich Europa» referiert, sagte Frischknecht. «DasTreffen in Winterthur deutet darauf hin, dass die jüngere, mittlere und ältereGeneration der Rechtsextremen wieder zusammengefunden hat, nachdemdie Fäden unter ihnen in den 90er Jahren gerissen waren.» Es handle sichseines Wissens um den grössten Anlass der letzten Zeit, bei dem alleGenerationen vertreten gewesen seien. Er habe gewusst, dass dieVeranstaltungsteilnehmer «eher rechtststehende Ideen» hätten, sagtReitweg-Wirt Flachsmann. Er sei aber politisch nicht engagiert und auchnicht für das Gedankengut der Restaurantgäste verantwortlich: «Ich würdedas Lokal auch einer linken Gruppierung vermieten.»

Das Referat in seinem Lokal habe er nur am Rande verfolgt, sagt BrunoFlachsmann: «Es handelte von Europa und der Globalisierung.» Der46-jährige Bernhard Schaub ist erstmals vor acht Jahren in Erscheinunggetreten, als er in seinem Buch «Adler und Rose» den Holocaust in Fragestellte. Nach Auskunft des Luzerner Jounalisten Hans Stutz ist Schaubauch Herausgeber des Traktats «Reich Europa». Indizien sprächen dafür,dass er der Autor sei. Das Büchlein vertrete die These, Europa sei dieHeimat der weissen Rasse, welche durch die globale Einwanderunggefährdet sei. Um den «homogenen Volkskörper» wiederherzustellen,seien darum alle Aussereuropäer in ihre Ursprungsländer«zurückzuführen». Schaub selbst wollte zu diesen Aussagen nicht Stellungnehmen: Er hängte das Telefon auf.