Der Motorradclub Thors MC Embrachertal spielt in der höchsten Liga der Bikerszene. «Götti» waren die Hells Angels.
Mit «Blacky» Betschart und René Oberli* sprach Daniel Schurter
Die Hells Angels sind der berühmteste und wohl auch berüchtigste Motorradclub. Was habt ihr mit den Höllenengeln gemeinsam?
Blacky (schmunzelt): Beides sind Biker-Clubs. Aber im Ernst: Die Hells Angels waren damals unser Patenclub, als wir in die Runde der Gross-Badge-Clubs aufgenommen werden wollten.
Was ist ein Gross-Badge-Club?
Blacky: Das ist die höchste Liga der Bikerszene. In der Schweiz gibt es heute 18 oder 19 Motorradclubs, die ihren Badge, also das Cluberkennungszeichen, auf dem Rücken tragen dürfen. Jeder Club hat seine eigenen Farben. Wir haben uns für Gold-Violett entschieden. Rot-Weiss ist Hells Angels.
Wie wird man in den erlauchten Kreis aufgenommen?
René: Zunächst muss man mindestens fünf Jahre als Klein-Badge-Club bestehen. Damals hatten wir das kleinere Clubemblem vorne auf der Brust. Dann haben wir entschieden, den Schritt zu wagen und uns bei einem Gross-Badge-Club zu bewerben. Weil es rund herum keinen gab, sind wir bei den Hells Angels gelandet. Unter ihren Fittichen mussten wir beweisen, dass wir den Badge verdienen.
Was musstet ihr da tun?
Blacky: Es geht darum, das Vertrauen zu bestätigen, das einem entgegengebracht wird. Die Hells Angels haben ja für uns gehaftet. Es geht um die Kameradschaft untereinander, ums Anpacken und gegenseitige Helfen, darum, die Ideale der Bikerszene hoch zu halten. Nach zweieinhalb Jahren Probezeit wurden wir aufgenommen.
Wie ist heute die Beziehung zum «älteren Bruder»?
René: Gut! Es finden regelmässig Treffen statt, auch mit anderen Gross-Badge-Clubs. Im Sommer geht es auf gemeinsame Töfftouren, im Winter besucht man sich hauptsächlich in den Clubhäusern.
Wie kann ich Mitglied werden?
Blacky: Du fängst als «Hanger» an. Das bedeutet, du kannst bei uns reinschauen, hast aber keine Verpflichtungen. Wer sich ernsthaft für eine Mitgliedschaft interessiert, muss sich im Minimum ein Jahr lang als «Prospect» (Anwärter) bewähren. Da schauen wir, ob jemand wirklich zu uns passt.
Wie steht es um den Nachwuchs?
René: Was fehlt, sind die ganz Jungen. Wir werden an Töfftreffen angesprochen und im Clubhaus, das ja jeden Freitag für Gäste geöffnet ist. Meist handelt es sich um Männer über 30, die sich für eine Mitgliedschaft interessieren.
Ihr seid ein reiner Männerclub?
Blacky: Was die Mitgliedschaft betrifft, ja. Und so soll es bleiben! Nebst den Herrenabenden unternehmen wir aber einiges mit den Familien. Je nach Anlass sind Frauen und Kinder willkommen.
Was arbeiten die Thors-Mitglieder?
René: Wir haben Bankangestellte, Flugzeugmechaniker, Lehrlingsausbildner bei der Post. Ich bin selbstständiger Bodenleger, Blacky arbeitet beim Tiefbauamt.
Der Thors MC engagiert sich für wohltätige Zwecke. Warum?
Blacky: In den Anfängen wollten wir etwas gegen unseren schlechten Ruf tun. Zuerst spendeten wir für ein Kinderheim. Später haben wir den Leiter des Schulinternats Heimgarten kennen gelernt, der in einer Band spielte. Seit 10 Jahren machen wir nun regelmässig Töff-Ausfahrten mit den Kindern.
Wie ist euer Ruf denn heute?
Wir sind in gutem Einvernehmen mit der Gemeinde und ihren Einwohnern. Leben und leben lassen ist das Motto. Wir wollen keinen Ärger in unserem Gebiet und schauen, dass es friedlich bleibt. Heute werden wir sogar von Vereinen angefragt, ob wir bei einer Veranstaltung den Sicherheitsdienst übernehmen können.
Wird das Clubhaus häufiger von der Polizei kontrolliert?
Nach eher turbulenten Anfangszeiten gab es nie mehr Probleme, auch nicht mit Rechtsextremen . Heute schauen am Feierabend auch Gemeinderäte und Polizisten bei uns im Clubhaus rein und trinken gemütlich ein Bier.
«Blacky» Betschart, 42, aus Embrach ist Präsident des Thors MC. Er ist geschieden und Vater von drei Kindern. Vize ist René Oberli, 44, aus Bülach. Er ist verheiratet und hat eine fünfjährige Tochter. Das Clubhaus Valhalla in Rorbas ist im Winter freitags geöffnet. Gestern wurde Eröffnung und 10 Jahre Thors MC Embrachertal gefeiert.