200 Gewaltopfer haben sich letztes Jahr beim «gggfon» gemeldet. Immer mehr Personen schauen hin statt weg.
· Johannes Hofstetter
Prügel auf dem Pausenplatz, Beleidigungen beim Bahnhof, Anmache bei der Arbeit oder Beschimpfungen in der Beiz: Die Hemmschwelle, körperliche und verbale Gewalt anzuwenden, sinkt immer tiefer. Der Verein Region Bern (VRB) hat darauf reagiert: Vor einem Jahr wurde das Projekt «gggfon – gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus» aus der Taufe gehoben. Damit soll besonders den Jugendlichen die Gelegenheit geboten werden, sich anonym und ohne Hemmschwellen zu den Themen Rassismus oder Gewalt zu äussern. 25 Gemeinden beteiligen sich an der Sensibilisierungskampagne unter dem Motto «Hinschauen und Einmischen». Die Kommunen bezahlen pro Jahr 14 Rappen pro Einwohner an das «gggfon». Gestern zogen die Verantwortlichen Bilanz.
40 mal Rassismus
Laut Projektleiter Giorgio Andreoli fällt das Fazit nach einem Jahr «gggfon» positiv aus. Total seien im letzten Jahr 197 Meldungen eingegangen; 40 davon betrafen rassistische Vorfälle. Anlass zu Anrufen gaben nebst anderen ein Hauswart, der ausländische Mitbewohner schikanierte, ein Jugendlicher, der in die rechte Szene abgerutscht war, oder eine Mädchenclique, die eine dunkelhäutige Mitschülerin gewalttätig behandelte. Weiter wurden 105 Projekt- und Fachauskünfte erteilt.
Los gings in Buchsi
Eines der grössten Probleme des «gggfon»-Projektes ist nach den Worten von Giorgio Andreoli, dass Gewalt und Rassismus «selten lokale Probleme darstellen». Die einschlägigen Szenen würden immer mobiler. Ein Musterbeispiel dafür liefere Münchenbuchsee, wo die «gggfon»-Idee geboren wurde: Nachdem sich in Buchsi monatelang Skinheads und Linksextreme teils blutige Schlachten geliefert hatten, wurde das erste «gggfon» installiert. Seither, freut sich Andreoli, habe sich die Szene in Münchenbuchsee «wesentlich beruhigt». In enger Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und der Kantonspolizei sei es gelungen, dem Problem Herr zu werden.
Vom Tisch sei die Angelegenheit allerdings noch nicht: «Die Treffpunkte wechseln», weiss Andreoli. Umso wichtiger sei es, dass sich die Gemeinden der Region Bern zusammenschliessen, um gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus vorgehen zu können. ·