Sonntagszeitung vom 12.09.99
Polizei über die Meetings von Rechtsextremen informiert
SCHWYZ – Auf Rigi-Scheidegg finden regelmässig Treffen von rechtsextremen Hammerskins aus dem In- und Ausland statt. Die Schwyzer Kantonspolizei beobachtete die Treffen, griff aber bisher laut Polizeikommandant Karl Walker nicht ein. In der Öffentlichkeit wusste man bisher nichts von einem Skin-Mekka auf dem Rigi. Walker sagte in einem Interview mit dem «Boten der Urschweiz», die auswärtigen Rechtsextremen träfen sich bereits seit drei Jahren auf Rigi-Scheidegg. «Sie führen Konzerte durch, in sehr geschlossenem Rahmen, teils mit eigenen Sicherheitsleuten, mit Hunden», sagte Walker. Treffpunkt der Hammerskins ist eine private Herberge. Die Meetings werden jeweils kurzfristig organisiert. Zwischen 60 und 110 Kahlköpfe nehmen daran teil. Die Polizei hat in drei Fällen Abklärungen getroffen, bisher aber noch nicht eingegriffen. Die Strafbestimmung gegen Rassendiskriminierung sei nicht verletzt worden, sagte Walker.
Vor allem Skins aus der Schweiz und Süddeutschland an den Treffen
Die Treffen bereiten der Polizei dennoch Sorgen, weil die Gruppe gut organisiert ist und auch via Internet effizient kommuniziert. Die Gruppe sei europaweit aktiv und habe entsprechenden Zulauf, so Walker weiter. Auf den Rigi kommen vor allem Personen aus der Schweiz und aus Süddeutschland. Für die Hammerskins bietet der Rigi offenbar die richtige Kulisse für ihre mit Nazi-Hetze durchtränkten Konzerte. Auf die Frage, warum sich die Skins ausgerechnet in der Innerschweiz treffen, sagte Walker: «In Gesprächen äusserten sie sich so, dass es ihnen hier gefalle, es sei ein heroischer Berg, hier stimme die Welt noch. Hier könnten sie auch ungestört unter sich sein, man fühle sich zu Hause, gerade weil die Bevölkerung der Innerschweiz ebenfalls konservative Werte vertrete.»
Polizei greift bis jetzt nicht ein und weist Vorwürfe zurück
Der Schwyzer Polizeikommandant wehrte sich gegen den Vorwurf, seine Truppe sei auf dem rechten Auge blind. Einsätze gegen rechtsextrem auftretende Personen machten laut Walker in den letzten drei Jahren rund 85 Prozent der Ordnungsdiensteinsätze in den Bereichen «Chaos, Gesetzlosigkeit und revolutionäre Gewalt» aus. Walker nahm auch zu den einheimischen Rechtsradikalen Stellung, die mit entsprechenden Emblemen provozierend in der Öffentlichkeit auftreten. Diese Jugendlichen seien nicht direkt organisiert, und ihr Verhalten habe «eher mit Alkohol, Auffallen und Freizeitverhalten zu tun als mit Ideologie».