Gruss aus dem Untergrund

Beobachter

«Hans Stutz, hier kommt ein kleiner Gruss von den Feinden aus dem Untergrund, die man besser beachten muss. Hans Stutz, hast du es gecheckt, du musst dich nicht verwundern, wenn einst ein Messer in deinem Rücken steckt.» Diese konkrete Morddrohung ist nur ein Ausschnitt aus dem Songtext, der auf rechtsradikalen Internetseiten in voller Länge zu finden ist.

Hans Stutz hat Ende letzter Woche erstmals von der CD und dem Song über seine Person gehört. «Die Texte sind etwas vom Übelsten, was ich je gehört habe», urteilt Stutz. Inzwischen hat er sich eine Kopie der CD beschafft und gegen die Urheber Strafanzeige wegen Drohung eingereicht. Stutz geht davon aus, dass seiner Strafanzeige auch noch ein offizielles Verfahren folgen wird. «Mehrere Liedtexte auf der CD verstossen gegen die Antirassismus-Strafnorm», ist er überzeugt. «Es handelt sich um ein Offizialdelikt.» Urs Wigger, Mediensprecher der Luzerner Kantonspolizei, kann dies zum jetzigen Zeitpunkt weder bestätigen noch dementieren. «Die Akten müssen zuerst vom zuständigen Untersuchungsrichter geprüft werden.»

Unberechenbare Gruppe

Die Drohungen nimmt Stutz nicht auf die leichte Schulter obwohl er in der Vergangenheit schon des Öfteren beschimpft oder bedroht wurde (siehe Kasten). «Noch bedenklicher als die Art der Drohung ist, wer sich dahinter verbirgt», sagt Stutz. Bei der Band «Amok» handle es sich um eine Gruppierung, die nahe beim Netzwerk «Blood and Honour» (Blut und Ehre) anzusiedeln sei. Dieses ist in vielen Ländern Europas sowie in Australien und den USA verbreitet. Eine militante Gruppierung des Netzwerks nennt sich «Combat 18» (die Zahl 1 steht für den ersten, die 8 für den achten Buchstaben im Alphabet, gleichbedeutend mit den Initialen von Adolf Hitler; Anmerkung der Redaktion). Im Song über Hans Stutz wird auch sie erwähnt «Hail Combat 18» heisst es wiederholte Male im Refrain. Hans Stutz weiss: «Wenn von Organisationen wie Blood and Honour oder Combat 18 die Rede ist, dann muss man genauer hinschauen.» Über getroffene Sicherheitsmassnahmen wie etwa Polizeischutz möchte sich Stutz nicht äussern. Aber: «Wenn ich nachts allein unterwegs bin, werde ich künftig sicherlich noch etwas aufmerksamer sein.»

Produziert in Skandinavien

Dass sich die Bandmitglieder sehr wohl darüber im Klaren sind, dass sie mit ihrer CD, auf der sie auch den Holocaust leugnen, hierzulande in Konflikt mit dem Gesetz geraten könnten, zeigt die Aufschrift auf der CD-Hülle. Dort steht geschrieben: «Diese CD wurde in Skandinavien für den dortigen Vertrieb hergestellt und produziert. Aufgrund von möglichen Gesetzesverstössen ist die Band mit der Einfuhr in die Schweiz, nach Deutschland und Österreich nicht einverstanden.» Ob dieser Vermerk vor einem möglichen Verfahren schützt oder sich allenfalls strafmildernd auswirkt, kann Hans Stutz nicht einschätzen. Das Strafmass sei aber ohnehin zweitrangig, so Stutz. «Wichtig ist mir in erster Linie, zu zeigen, dass ich solche Drohungen nicht akzeptiere.»