Neue Luzerner Zeitung vom 15.7.2010
Mit einem grossen Fest will der Kanton den Fokus der Schlachtfeier anders legen. Extreme Gruppierungen sollen so das Interesse an Demonstrationen verlieren.
Harry Tresch
Die Gedenkfeier für die Schlacht bei Sempach wird zu einem Mittelalter-Spektakel: Das zumindest lässt das erste Grobkonzept für die Schlachtjahrzeit 2011, das vom Regierungsrat genehmigt und gestern den Medien vorgestellt wurde, vermuten. Traditionelle Elemente sollen weitergeführt werden, jedoch in anderer Form.
• Der ökumenische Gottesdienst mit anschliessendem Umtrunk und auch der Sempacherlauf sollen ihren Platz behalten.
• Neu wird jedoch der Festumzug in ein Mittelalterfest umgestaltet.
• Das Morgenbrot und das Städtlifest sollen in die Feier integriert werden.
• Geprüft werden zudem eine Seebühne und ein Mittelaltermarkt.
• Ein weiterer Fokus liegt auf der Musik. In Sempach soll sich Luzern musikalisch präsentieren können.
Diskussionsplattform Sempach
Eine Projektgruppe unter der Leitung von Staatsschreiber Markus Hodel wird bis Ende Jahr ein Detailkonzept erarbeiten. «Das neue Fest soll auf die Restschweiz ausstrahlen und Luzern als traditionsreichen, auf die Zukunft ausgerichteten Kanton darstellen. Das Fest soll zum Nachdenken über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Kantons Luzern anregen», sagte Hodel gestern. Die Gedenkfeier könne so zu einer Diskussionsplattform werden, wo speziell auch die Jungen sich einbringen können. So ist etwa eine Kinder- und Jugendlandsgemeinde angedacht.
Im kommenden Jahr ist die 625-Jahr-Feier. «Wir hoffen, dass wir möglichst viel von unseren Ideen umsetzen können», sagte Hodel. Wie viel das Fest kosten wird, ist unklar. Dies soll ebenfalls im Rahmen des Detailkonzepts geklärt werden. Die Kosten soll aber nicht nur der Kanton tragen. Die Neuorientierung der Schlachtjahrzeit wurde nötig, weil immer wieder Grossaufmärsche von Rechtsextremen die Feier störten. Im vergangenen Jahr gipfelte die politische Instrumentalisierung: Linksorientierte demonstrierten gegen Rechtsextreme. Ein Grossaufgebot der Polizei war nötig. Politiker jedweder Couleur waren sich einig: Dies ist einer Gedenkfeier unwürdig.
Nun stellt sich die Frage: Was sieht das Konzept vor, solche Szenen künftig zu verhindern? Kann eine grössere Feier mit mehr Medienpräsenz nicht genau zum Gegenteil führen? Markus Hodel: «Mit der Übungsanlage eines grossen Festes mit verschiedenen Programmpunkten ist der Anlass politisch weniger aufgeladen. Wir glauben, das Risiko so stark zu minimieren.» Auch Franz Schwegler, Sempacher Stadtpräsident und Mitglied der Projektgruppe, ist derselben Meinung: «Die Verzettelung und die verschiedenen Inhalte machen die Feier für extreme Exponenten weniger interessant.» Ein Sicherheitskonzept gibt es derzeit noch nicht. Dafür sei es noch zu früh, sagte der Luzerner Polizeikommandant Beat Hensler. «Zuerst muss das Fest stehen, dann können wir Sicherheitsfragen klären.»
Auch redimensioniert möglich
Die Grösse des Festes stösst nicht überall auf Wohlwollen. Stadtpräsident Schwegler hat zumindest gewisse Vorbehalte. «Es darf nicht ausufern», sagte er gestern. «Die Bevölkerung – insbesondere die vielen Vereine – muss die Lasten tragen.» Im Oktober will der Sempacher Stadtrat die Bevölkerung informieren. Wehren sich die Sempacher gegen das jetzige Konzept, könne er sich auch eine redimensionierte Schlachtjahrfeier vorstellen.