Gianfranco Fini in Bern eingekesselt

NeueZürcherZeitung

Demonstranten haben ItaliensVizepremierminister Gianfranco Fini am Samstag eineViertelstunde lang in einer Berner Altstadtgasseeingekesselt. Zuerst herrschte im noblenVon-Wattenwyl-Haus noch pure Harmonie. Man habe ein «sehrallgemeines, aber auch sehr tiefes» Gespräch über dieZukunft Europas geführt, erklärte Bundesrat PascalCouchepin nach seinem Treffen mit Fini, demneofaschistischen Vizepremier von Italien. Danngeleitete Couchepin seinen Gast zur Tür und gönnte sich eineKaffeepause.

Während Couchepin drinnen amSalontisch sass, hockte Fini draussen in seinem Mercedes undkonnte nicht weg. Rund 70 Linksradikale blockiertendie Gasse vor dem Haus auf beiden Seiten. Fini wareingekesselt. Mit stoischer Ruhe schaute Fini zu, wieihn zwei Kordons Berner Polizisten gegen die Steine,Eier und Tomaten werfenden Demonstrantenverteidigten. Erst nach rund 15 Minuten schaffte die Polizei denDurchbruch: Mit Hunden, Tränengas und Gummischrottrieben sie die Demonstranten so weit zurück, dassFini samt Entourage mit quietschenden Reifen fliehenkonnte.

Couchepin reagierte nach Beendigungseiner Kaffeepause gelassen auf denZwischenfall. Er zeigte sich jedoch «erstaunt» darüber, «dass esso lange dauert, um den freien Verkehr eines offiziellenFahrzeuges zu garantieren». Anlass zu Finis Stippvisite war seinAuftritt am Europatag auf der Arteplage Yverdon. Auch dortsetzte die Polizei Tränengas gegen militanteFini-Gegner ein. Mehrere Sicherheitsleute der Expo wurdenleicht verletzt.