sich viele angesprochen fühlen. Dass ein Brandanschlag auch an der Goldküstemöglich war, erstaunt Frischknecht nicht.
In Küsnacht waren die Täter aber nicht „Söhne aus gutem Haus“. Wenige Tagenach dem Anschlag wurden sie gefasst: ein 16-jähriges Mädchen aus dem KantonBaselland und zwei 18-jährige Burschen aus dem Dorf. Am Wochenende darauferwischte die Polizei den Vierten, als er in die Schweiz einreisen wollte:einen 17-Jährigen aus Süddeutschland. Der rasche Fahndungserfolg wareinerseits der Aufmerksamkeit von Anwohnern zu verdanken, die in jener Nachtdrei verdächtige Personen beobachtet hatten, anderseits der „langjährigenErfahrung“ der in Küsnacht stationierten Kantonspolizisten, wie es imPolizeicommuniqué hiess.
Das Mädchen soll die Burschen spontan zum Brandanschlag angestiftet haben,als die vier in jener Nacht in der Nähe der Asylunterkunft waren. Ein klarpolitisch motivierter Tatvorsatz oder ein fundierter ideologischerHintergrund seien nicht auszumachen, sagt der Meilemer BezirksanwaltChristian Crasemann. Trotzdem tauchte nach der Tat die Frage auf, ob dasGefahrenpotenzial der Rechtsextremen in Küsnacht unterschätzt worden war.
Skinheads aktenkundig seit 1997
Die Behörden sagen ganz klar „Nein“. Dass es im Dorf einige Jugendliche gab,die sich zumindest mit Haarschnitt und Kleidung als Sympathisanten derSkinhead-Szene zu erkennen gaben, war allerdings schon 1997 offenkundiggeworden. Damals gingen sie noch zur Schule. Ihr optisch bedrohlichesAuftreten führte bei vielen Schülern an der Oberstufe zu Unbehagen, dann zuAngst. Einmal streckte einer der Burschen im Angesicht einer jüdischenSchülerin die Hand zum Hitlergruss aus. An ihren Treffpunkten – imKüsnachter Horn, in der Steinburg-Haab – häuften sich die Pöbeleien undhandfestere Vorfälle.
Im Rahmen einer Projektwoche der dritten Oberstufenklassen im Frühsommer1997 nahm Ruedi Hauser, Leiter der Freizeitanlage Sunnemetzg, in Absprachemit der Lehrerschaft vier der Burschen auf eine Alp ins Glarnerland mit.Dort waren sie fernab der Szene und mussten ein bisschen schuften.
Und sie liessen sich überzeugen, im Juli am „Sunnemetzg“-Talk zum Thema „Nurrechts oder extrem?“ teilzunehmen. In der Menge von 80 interessiertenJugendlichen und angesichts der Podiumsteilnehmer – darunter einBezirksanwalt und der Fachmann Jürg Frischknecht – blieben sie zwar stumm,als wäre es abgesprochen. Trotzdem verfehlte der Anlass seine Wirkung nicht.Die Skins und ihre bedrohliche Rolle im gesellschaftlichen Umfeld waren zumThema geworden, die Burschen standen nun unter Beobachtung. Kurz daraufkamen sie aus der Schule und in eine Lehre, die ihre Kräfte anderweitigabsorbierte. Küsnacht hatte eine Weile Ruhe.
„Niemand konnte das voraussehen“
Im Frühling 1999 begannen sich die Klagen wieder zu häufen. Ruhestörungen,Vandalenakte. Auf dem Mäuerchen vor dem Schulhaus Heslibach, weit weg vonden Küsnachter Villenvierteln, pöbelten einige Burschen regelmässigPassanten an. Laute nächtliche Skinhead-Treffen auf der Burgruine Wulplösten bei Ostwind sogar ennet dem Tobel Unruhe aus. An der Chilbi gabsZoff, die Polizei musste für Ordnung sorgen. Darauf luden die Sozialbehördenaktenkundige Skinheads zu mahnenden Einzelgesprächen ein, die Kantonspolizeinahm öfter mal Personenkontrollen vor.
Dass es jetzt dennoch zu einem kriminellen Akt gegen Leib und Leben vonAsylbewerbern gekommen ist, habe niemand voraussehen können, sagtGemeindepräsidentin Ursula Gut-Winterberger (FDP). Sozialvorsteherin SabineSchultze-Heim (parteilos, ehemals SP) weiss nicht, was sie und dieJugendkommission präventiv hätten besser machen können. Bei einem Teil derEltern glaubt sie wenig Unterstützungsbereitschaft gespürt zu haben. Als siebeim Kanton um Rat nachfragte, wurde ihr mitgeteilt, eine solche Stelle gebees nicht. Von der Polizei, die mit der Szene am meisten auf Tuchfühlung war,hätte sich Schultze mehr Informationen gewünscht. Gespräche der Behörden mitder Kapo, der Gemeindepolizei und der Jugendkommission sollen jetzt klären,wie ein solches Verbrechen künftig verhindert werden kann. Zudem will sichder Gemeinderat von Experten der Zürcher Stadtpolizei beraten lassen.
Kein „Einschreiten auf Verdacht“
Die Kantonspolizei klagt ihrerseits, dass ihr seit der Fichenaffäre vor zehnJahren und dem neuen Datenschutzgesetz die Hände gebunden seien. DieKripo-Gruppe für ideologisch motivierte Delikte umfasse zwar sieben Mann,