Gemeinde reagiert mit Brief

Der Bund

FLUGBLATT / Der Wohlener Gemeindepräsident verurteilt in einem Brief an die Bevölkerung das in Murzelen verbreitete Pamphlet mit Islam-Beschimpfungen. Die Strafverfolgungsbehörden haben die Ermittlungen aufgenommen.

may. Die Einwohnerinnen und Einwohner von Murzelen (Gemeinde Wohlen) werden morgen Post vom Gemeindepräsidenten und vom -schreiber erhalten. In ihrem Brief nehmen Martin Gerber und Thomas Peter Bezug auf das anonyme Rundschreiben, das die Murzeler Bevölkerung am Montag erhalten hat. Unbekannte äussern darin den Verdacht, Islamisten könnten den Überfall auf den «Sternen» Anfang September verübt haben, und beschimpfen den Islam (siehe «Bund» von gestern). «Wir verurteilen solche anonymen, fremdenfeindlichen und schlagwortartigen Rundschreiben, nehmen sie aber ernst», halten Gerber und Peter fest. Ihrem Brief legten sie deshalb eine Kopie der gestrigen «Bund»-Berichterstattung bei: Professor Reinhard Schulze betrachte im Interview die Problematik differenziert, und dies sei auch im Zusammenhang mit den tragischen Ereignissen in den vereinigten Staaten von letzter Woche wichtig, so Gerber und Peter.

Ermittlungen angelaufen

Mit dem anonymen Rundschreiben befassen sich auch die Berner Strafverfolgungsbehörden. Wie Peter Abelin, Sprecher der Kantonspolizei, informiert, hat er das Papier bereits am Dienstag an die zuständigen Stellen weitergeleitet. «Die notwendigen Untersuchungen wurden in die Wege geleitet, um abzuklären, ob allenfalls etwas strafrechtlich Relevantes vorliegt.» Ermittlungen aufgrund einer letzte Woche in einem Einkaufszentrum verteilten antiislamischen Hetzschrift wurden in Luzern aufgenommen. Dieses Flugblatt und das Rundschreiben von Murzelen sind jedoch nicht identisch, das Luzerner Flugblatt nimmt auch nicht Bezug auf ein lokales Ereignis.

Einzelfälle?

Ob es sich bei den Pamphleten von Murzelen und Luzern um Einzelfälle handelt oder ob seit den Anschlägen auf die Vereinigten Staaten am Dienstag letzter Woche in der Schweiz weitere antiislamische Flugblätter auftauchten, konnte gestern beim Bundesamt für Polizei nicht in Erfahrung gebracht werden.