Für «gewisse Situationen» parat

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Für «gewisse Situationen» parat

Seit dem Jahr 2000 ist das «Links-rechts-Element» Bestandteil der Burgdorfer Solennität

An der Solätte 2000 war es in Burgdorf zu Ausschreitungen gekommen. Die Rede war von Skinheads, die «in spukartigen fünf Minuten ein abartig gewaltvolles Verhalten» gezeigt hatten, wie Zeugen berichteten. Die Stadt Burgdorf wird seither immer wieder mit Auseinandersetzungen zwischen Rechts- und Linksradikalen in Verbindung gebracht. Vor einem Jahr war es an der Solätte in einem Restaurant erneut zu einer Schlägerei gekommen. Wie das Untersuchungsrichteramt damals mitteilte, waren daran rund zehn Personen aus der linken und rechten Szene beteiligt.

Auch in jüngster Zeit war es in Burgdorf alles andere als ruhig. Im April war eine Familie angegriffen worden. Die Umstände sind nach wie vor unklar («Bund» vom 21. Juni): War ein rechtsextremes Motiv im Spiel oder handelte es sich bloss um eine persönliche Fehde?

Wie schätzen die zuständigen Behörden vor diesem Hintergrund die Situation für die diesjährige Solätte ein? Paul Moser, Leiter Sicherheitsdirektion der Stadt Burgdorf, zeigte sich am Wochenende optimistisch. Im Vorfeld solcher Grossveranstaltungen sei die Polizei selbstverständlich besonders wachsam. Auf diese Solätte hin seien aber keine Auffälligkeiten zu verzeichnen gewesen. «Es war ruhig», sagte er. Aber: «Das muss nichts heissen.»

Auch Kantonspolizei ist dabei

Jedenfalls werde die Stadtpolizei Burgdorf mit Vollbestand (rund ein Dutzend Personen) sowie einer Handvoll Hilfskräften im Einsatz stehen. Unterstützt wird sie von der Kantonspolizei. Mehr wollte Moser nicht verraten. Er sagte lediglich, für «gewisse Situationen» sei man vorbereitet. Und: Gegenüber der Zeit vor dem Jahr 2000 würden an der Solätte jeweils zusätzliche Vorkehrungen getroffen. Grund: Die Thematik habe sich seither akzentuiert. Oder anders gesagt: Durch das «Links-rechts-Element» ergebe sich in der Tat eine neue Situation.

Indes: Für Paul Moser sind Täter und Opfer nicht immer ganz klar auseinander zu halten. «Die Polarität lebt von beiden Seiten», sagte er, und oft stehe am Ende Aussage gegen Aussage.

Doch nicht allein das «Links-rechts-Element» kann an der Solätte ein Problem darstellen. Gründe für Konfrontationen gebe es immer. «Nicht nur in Burgdorf. Überall – und das schon seit Gotthelfs Zeiten», sagte Moser. Die warme Jahreszeit, der entsprechende Alkoholkonsum und die vielen Leute auf engem Raum: Nur schon diese Faktoren trügen dazu bei, dass es zu «gewissen Begegnungen» komme.

Für Moser ist klar: Einen wesentlichen Einfluss wird das Wetter oder vielmehr die Temperatur haben. Diesbezüglich bestand gestern Grund zur Hoffnung, denn von der ganz grossen Hitze sprachen die Prognostiker nicht – lediglich von «wechselnder Bewölkung» und «einzelnen Regenschauern». Wobei auch das nicht viel heissen muss. (db)

275. Solennität

Die Stadt Burgdorf begeht heute die 275. Solennität. Der Begriff stammt vom lateinischen solemnitas und bedeutet Feierlichkeit. Zur langen Tradition des Festes gehören der durch ein Trommler- und Pfeifercorps angeführte Nachmittagsumzug, die weissen Röcke und die Blumensträusse. Die Solätte, wie das wichtigste Fest der Burgdorfer genannt wird, ist nicht nur für die Kinder der Höhepunkt des Jahres. Sie ist auch Treffpunkt für zahlreiche Heimwehburgdorfer, die an diesem Tag von nah und fern in ihre Stadt zurückkehren.