Neue Luzerner Zeitung vom 17.3.2010
«Redeschlacht um Schlachtfeier»
Die Schlagzeilen rund um die Sempacher Schlachtfeier haben sich in letzter Zeit gehäuft. Die letztjährige Durchführung hat auf allen Seiten Wut und Unverständnis ausgelöst.
Warum aber ist es überhaupt so weit gekommen, dass diese Gedenkfeier plötzlich nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form durchgeführt werden kann? Während mehrerer Jahre besuchte ein Grossaufmarsch junger Rechtsextremer die Feier. Ihnen muss man zugutehalten, dass sie sich anständig aufführten. Letztes Jahr dann bildeten die Jusos einen provozierenden Gegenpol. Dieses Aufeinandertreffen wäre ohne Zweifel eskaliert, hätte eine immense Polizeipräsenz dies nicht verhindern können. Der Polizeieinsatz kostete 300 000 Franken. Bereits Ende Januar wurde im Kantonsrat diskutiert, wie und in welchem Rahmen die nächste Sempacher Schlachtfeier stattfinden sollte.
Nach zähem Ringen wurde der Vorschlag der Regierung akzeptiert, dieses Jahr eine kleine und nächstes Jahr wieder eine grosse, würdige Feier durchzuführen. Dafür braucht es aber ein neues Konzept. Obwohl mich dieser Entscheid auch nicht ganz zufriedenstellte, verdient es dieser traditionsreiche Anlass nicht, ein Tummelfeld für Chaoten irgendwelcher Art zu werden. Links- und Rechtsextreme hätten sich gefreut, den Schlagabtausch vor laufenden Kameras abzuhalten!
Dafür ist mir die Sempacher Schlachtfeier zu schade. Wer ein echtes, ehrliches Interesse an dieser Gedenkfeier hat und jeweils mit Freude dabei war, hat sich längst anderweitig organisiert. Wenn die Mehrheit im Kantonsrat nun am letzten Dienstag das Postulat von Marcel Omlin nicht überwiesen hat, dann ist dies keine Absage an die Sempacher Schlachtfeier. Es ist eine klare Aufforderung an die Regierung, der Bevölkerung spätestens 2011 das zurückzugeben, was sie einst hatte: eine würdige Sempacher Schlachtfeier! Andrea Gmür, Fritschimutter 2008 und Kantonsrätin CVP, Luzern
Die Haltung des Parlaments enttäuscht die JCVP. Es ist peinlich, wie man sich extremen Minderheiten beugt und den traditionsbewussten Luzernern einen für die Identität des Kantons wichtigen Anlass wegnimmt. Hatten einige Regierungsräte keine Lust mehr, sich an der Feier zu zeigen, oder fehlt das Feingefühl für die Luzerner Geschichte?
Das Hauptproblem ortet die JCVP nicht beim Aufmarsch der Rechten, sondern beim Verhalten der Medien. Alljährlich haben sie anstatt über die Feier mehrheitlich von der Kranzniederlegung der Rechten berichtet. Dieser Sensationsjournalismus ist uns zutiefst zuwider, und wir fordern die Medien auf, die Rechten künftig links (respektive rechts) liegen zu lassen.
Auch bei den Schulen gibt es grossen Nachholbedarf. Selbst an den Gymnasien wird die Schweizer Geschichte auf Wilhelm Tell beschränkt. Es ist schade, dass am Ende der Schulzeit kein Luzerner Schüler weiss, welche Ereignisse die Schweiz und vor allem den Kanton Luzern im 19. Jahrhundert geprägt haben. Das ist für das Verständnis der modernen Schweiz unabdingbar. Als Folge fällt es schwer, sich mit der Schweiz zu identifizieren und sich für sie zu interessieren. So muss man sich nicht wundern, wenn sich immer weniger Junge für dieses Land einsetzen wollen. Jean-Pascal Ammann, Emmenbrücke, Vorstand JCVP Kanton Luzern.