Kurz nach der Wahl in die Walliser Regierung vor bald vier Jahren sorgte Oskar Freysinger (56) für einen Eklat. Das SRF filmte sein Büro im Keller des Hauses in Savièse. Dort hing über dem Schreibtisch des SVP-Nationalrats eine Reichskriegsflagge.
Die Fahne mit Kreuz und Adler war die Kriegsflagge der Streitkräfte des Deutschen Reichs von 1871 bis 1918. Adolf Hitler ersetzte den Adler durch das Hakenkreuz. Weil dieses verboten wurde, benutzen deutsche Neonazis die ursprüngliche Form als Symbol für ihre rechte Gesinnung. Experten sind sich allerdings uneins darüber, wie bedeutend das Symbol für heutige Neonazis ist.
Dennoch musste der Walliser Neo-Staatsrat massive Kritik einstecken. Politiker forderten Freysinger auf, die Flagge abzuhängen. Vergeblich. Sie hängt bis heute unverändert an ihrem Ort, wie Freysinger der «Schweizer Illustrierten» sagte.
Er lasse die Flagge aus Prinzip hängen, so der Sicherheits- und Bildungsdirektor zu BLICK. «Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, was ich privat aufhängen darf und was nicht. Wo sind wir hier eigentlich? Die Meinungsäusserungsfreiheit geht vor die Hunde.» Er werde die Fahne jetzt in sein Testament aufnehmen, meint er schmunzelnd.
Gekauft hat Freysinger das umstrittene Stück Stoff vor bald 20 Jahren. Aus ästhetischen und nicht aus ideologischen Gründen, wie Freysinger betont. Aber auch mit der Symbolik habe er keine Mühe – im Gegenteil: «Die Reichskriegsflagge symbolisiert nicht den Nationalsozialismus, sondern das Deutsche Kaiserreich von 1888 und 1918», so der SVP-Vizepräsident.
Oskar Freysinger provoziert gern. So auch im spannendsten Wahlkampf für den Staatsrat seit langem im Wallis. Er hat einen geachteten CVPler für seine Wahlliste gewinnen können. Nicolas Voide war Grossratspräsident, kommt aus dem gleichen Wahlbezirk wie der offizielle CVP-Kandidat Christophe Darbellay und vertritt den konservativen Flügel der Christdemokraten.
Mit der Kandidatur von Voide gelang Freysinger ein Coup, der direkt gegen Darbellay gerichtet ist. Jetzt ist das Rennen offen.
«Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, was ich privat aufhängen darf.»
Oskar Freysinger