Blick. Freiheitstrychler sind am Dienstag durch Seegräben ZH marschiert. Der Grund: Vor rund zwei Wochen wurde bekannt, dass in der Gemeinde ein Mieter seine Wohnung für Flüchtlinge verlassen muss. Dagegen wollen die Trychler ein Zeichen setzen.
André Steiner (47) ist überwältigt. Nachdem die Gemeinde dem langjährigen Mieter in Seegräben ZH gekündigt hat, damit eine Flüchtlingsfamilie in seine Wohnung einziehen kann, haben die Freiheitstrychler für ihn demonstriert. Am Dienstag hielten sie eine Mahnwache ab. «Für eine vernünftige und mieterfreundliche Asylpolitik», wie sie auf Telegram zuvor angekündigt hatten.
Sie zogen um 15.30 Uhr vom Haus, in dem Steiner noch in einer 5,5-Zimmer-Wohnung lebt, in Richtung Gemeindehaus. Dort angekommen, skandierten sie: «Friede, Freiheit, das Volk ist souverän.»
Zu Dutzenden – weiss gekleidet, mit ihren Trychlen und mit zahlreichen Schweizer Fahnen. Einige hielten fremdenfeindliche Banner in die Höhe. Auf einem war etwa zu lesen: «Abschieben schafft Wohnraum.» Begleitet wurden sie von vielen Aktivisten und Schaulustigen, wie Aufnahmen zeigen.
Für jeden Meter eine Spende an Geflüchtete
«Es ist unglaublich», sagt Noch-Mieter Steiner zu «ZüriToday» ob all des Wirbels. «Das hätte ich nie erwartet, diese Anteilnahme von der Schweizer Bevölkerung.» Die Gemeinde hat Steiner unterdessen zwei Wohnungsangebote gemacht. Die Wohnungen sind ihm aber zu teuer. «Weiterschauen ist das Einzige, was man machen kann.
Die Aktion der Freiheitstrychler rief die Jusos für eine Protest-Aktion auf den Plan. Wie sie auf Twitter mitteilte, werde sie für jeden Meter, den die Freiheitstrychler zurücklegten, Geld an Hilfsorganisationen für Geflüchtete in der Schweiz spenden.
Der Co-Präsident der Juso Zürcher Oberland Dario Vareni (24) sagt zu «TeleZüri», man wolle mit dem Spendenaufruf auch ein Zeichen gegen die «rechte Hetze» setzen. Denn letztes Wochenende demonstrierte die rechtsextreme Gruppierung Junge Tat in Aarau gegen den Seegräben-Rausschmiss.
Pro-Putin und Anti-Corona
Zuletzt gingen die Freiheitstrychler Mitte Februar auf die Strasse. In München (D) nahmen sie anlässlich der dortigen Sicherheitskonferenz an einem Pro-Putin-Marsch teil und forderten ein Ende des Krieges, und zwar zugunsten Russlands. Bei dem Aufmarsch trugen die Mitglieder der Gruppe ihre traditionellen Sennenkutten – mit Extra-Ansteckbutton. Darauf ist eine russische Flagge zu sehen und die Botschaft «Ich bin nicht im Krieg mit Russland».
Während der Corona-Zeit sorgten die Trychler immer wieder für Schlagzeilen. Sie protestierten gegen die strengen Massnahmen. Was zu Beginn der Pandemie eine oft belächelte Randerscheinung war, hat sich mit der Verlängerung der Massnahmen zu einer ernst zu nehmenden Bewegung entwickelt. (tva)