Blick: Die Schweizer Fussballfans haben einen neuen Tiefpunkt erreicht! FCL-Fans treiben einen als Juden verkleideten St. Galler durch die Stadt.
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Das ist nur noch hässlich! Die Fans des FC Luzern sorgen beim letzten Auswärtsspiel in St. Gallen für einen Skandal! Der üblen Sorte.
Es passiert am letzten Sonntag. Beim Duell zwischen St. Gallen und dem FC Luzern (0:0). Auf dem Weg vom Bahnhof Winkeln zur AFG-Arena treiben 250 bis 300 FCL-Fans einen als Juden verkleideten St. Galler vor sich her. Tragen dabei blau-weisse Clown-Perücken. Sind geschminkt.
Nur: Soll das etwa lustig sein? Soll das ein Fasnachtsscherz sein?
Die Innerschweizer scheinen sich jedenfalls bestens zu amüsieren. Stolz schiessen sie von der geschmacklosen Aktion ein Foto und stellen es danach auf das Fan-Portal «fan-fotos.ch». Dort ist das Bild zwar mittlerweile verschwunden, doch im Internet macht das Beweisbild des Skandals längst die Runde.
Beim FCL ist man schockiert. Sofort wurde ein Statement auf der Klubhomepage veröffentlicht, in dem sich Klub, Spieler und Funktionäre in aller Schärfe vom rassistischen Auftritt distanzieren. Auf Nachfrage von BLICK sagt Präsident Ruedi Stäger: «Die Aktion ist höchst verwerflich und hat überhaupt nichts mit Fasnacht zu tun. Die Aktion ist geschmacklos und nicht tolerierbar. Bis anhin haben wir bei unseren Anhängern noch nie Ansätze für Antisemitismus und Rassismus festgestellt. Sonst würden wir vehement dagegen vorgehen. Wir haben sofort Kontakt mit unserer Fan-Arbeit aufgenommen, werden den Vorfall analysieren und die nötigen Schlüsse ziehen.»
Das fordert auch Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes. Für ihn ist klar: Dieser Skandal muss Folgen haben! «Wir haben den Vorfall mit grosser Besorgnis wahrgenommen. Fasnacht hin oder her, das ist kein Scherz, wenn Juden zum Feindbild stilisiert werden, um einen Gegner zu beleidigen. Das ist inakzeptabel und fahrlässig. Die Fanarbeit des FC Luzern ist jetzt gefordert», sagt er zu BLICK.
Vor allem weil die FCL-Fans offenbar Wiederholungstäter sind! So soll in der Kurve schon mehrmals ein Hass-Lied gegen die «Juden aus St. Gallen» angestimmt worden sein. Jetzt hat Präsident Stäger genug. Er will am Sonntag vor dem Heimspiel gegen Aarau ein Zeichen setzen und fordert die Fans auf, gegen die Antisemiten in den eigenen Reihen vorzugehen: «Allen antisemitischen und rassistischen Parolen muss man sich verschliessen – und sicher nicht mitlaufen. Sowas hat bei uns keinen Platz!» Auch nicht bei der Liga, die sich nun mit dem Fall beschäftigt. «Rassismus und jede Art von Diskriminierung haben bei uns keinen Platz, weder im Fussball noch sonst wo», sagt CEO Claudius Schäfer.
Antisemitismus in Europa Seite 8
«Es ist kein Scherz, wenn Juden zum Feindbild stilisiert werden.»
Jonathan Kreutne