Tages-Anzeiger. Die Junge Tat marschierte am Wochenende in Wien mit anderen Rechtsextremen mit, kurz vor dem Nationalfeiertag kleisterte sie in Winterthur rund ums Stadtzentrum illegal Propagandaplakate an die Wände.
Am 29. Juli demonstrierten in Wien rund 500 Personen für eine «Remigration» eine konsequente Ausschaffung von Geflüchteten und anderen ausländischen Staatsangehörigen. Mit dabei war auch der prägende Kopf der Mass-voll-Bewegung und Nationalratskandidat Nicolas Rimoldi. Er hielt in Wien gar eine Rede, er sprach dabei von einem «Angriff der globalen Elite» – und er war nicht der einzige Schweizer, der dort öffentlich auftrat. Auch der Winterthurer Manuel C. war in Wien.
Manuel C. ist der ehemalige Kunststudent, der wegen seiner rechtsextremen Ansichten von der Zürcher Hochschule der Künste ausgeschlossen wurde. Auch Tobias L., ein weiteres Mitglied der Jungen Tat, war in Wien dabei. Das zeigen Fotos, die in den sozialen Medien kursieren.
Doch der Ausflug nach Wien war nur ein kurzer. Bereits in der Nacht auf den Nationalfeiertag kleisterten Mitglieder der Jungen Tat in mehreren Schweizer Städten Plakate an Stromkästen und Hauswände. Ähnlich wie das die Linksaussen-Organisationen der Revolutionären Jugendbewegung Winterthur oder das Antifaschistische Aktion-Bündnis tun. Personen aus diesem Umfeld standen im Januar vor Gericht, weil die Stadt Winterthur geklagt hatte. Die Staatsanwaltschaft forderte damals bedingte Freiheitsstrafen von einem Jahr. Das Gericht entschied auf eine bedingte Geldstrafe.
Mit Sturmhaube
Ihre Taten dokumentierte die Junge Tat auf ihrem Telegram-Kanal. Ganz in Schwarz gekleidet, zogen sie in Gruppen durch Solothurn, Basel, Zürich, Bern und St. Gallen. In diesen Städten sind bekannte Mitglieder der Jungen Tat zu Hause. Das Gesicht durch eine weisse Sturmhaube verdeckt, teilweise mit der Tyr-Rune drauf. Dieser Pfeil nach oben war ein Treueabzeichen der Reichsführerschulen in der Nazi-Zeit.
Auch in Winterthur, gemäss Telegramchat dem «Mittelpunkt des Widerstandes», war die Junge Tat aktiv. Drei junge Männer klebten die Blätter und posierten dabei, unter anderem mit dem White-Power-Zeichen. Dabei werden der kleine, der Mittel- und der Ringfinger abgespreizt, sie symbolisieren das W. Mit dem Zeigefinger und dem Daumen wird ein Kreis geformt – zusammen mit dem mit dem Unterarm gibt das ein P. Auf den Plakaten wirbt die Junge Tat um neue Mitglieder und fordert, «die Heimat zu verteidigen».
Unterwegs waren die Rechtsextremen unter anderem auch im Neuwiesenquartier. An der Wart- oder der Flüelistrasse beispielsweise kleben noch immer Reste der Plakate. Das zeigt ein Augenschein vor Ort. Die Plakate wurden offensichtlich an mehreren Stellen bewusst beschädigt und entfernt. Davon zeugt ein Schriftzug an einem Stromkasten beim Sportplatz Flüeli. «Hier wurde Nazi-Propaganda entfernt», heisst es dort in blauer Schrift über einem halb abgerissenen Plakat der Jungen Tat.