Neonazi drehte schon wieder durch
Von Viktor Dammann
Feige prügelten sieben Rechtsextreme Dominik (15) zum Invaliden. Einer der Täter, Urban S. (25), wurde bereits rückfällig. Erneut mit beinahe tödlichem Ausgang.
Der unglaubliche Vorfall ereignete sich zwei Monate vor seinem Berufungsprozess im Thurgauer Obergericht (siehe Kasten).
Der Automechaniker hält sich im Club «Glasshouse» beim Bahnhof Bülach ZH auf. Mit dabei ist auch sein bester Kumpel Maurice L. (23) – er hatte Dominik eine Flasche über den Kopf geschlagen. Ebenfalls hält sich eine Gruppe jugendlicher Secondos im Club auf.
In den Morgenstunden begegnen sich die beiden Gruppierungen wieder auf einem Bahnperron. Als ein Secondo (19) auf den Boden spuckt, fühlt sich Urban S. provoziert. Ohne Vorwarnung schlägt er ihm die Faust ins Gesicht.
Darauf flüchten das leicht verletzte Opfer und seine fünf Kollegen auf das Areal des Güterbahnhofes. Verfolgt von Schläger Urban S. und zwei seiner Kumpane.
Ein Secondo steigt dort in den VW Golf eines Kollegen. Als sich der Golf dem Trio von Urban S. nähert, packt der Unverbesserliche eine herumliegende Holzpalette. Er schleudert die 20 Kilo schwere, über einen Meter breite
Transportpalette direkt in die Windschutzscheibe.
Der Fahrer sieht nichts mehr durch die zerborstene Scheibe, verliert die Kontrolle – und fährt einen der Kumpane von Urban S. an. «Der Fahrer ist praktisch blind weitergefahren», bestätigt Staatsanwalt Andrej Gnehm. «Der Mann wurde auf die Kühlerhaube gehoben und danach auf die Strasse geschleudert. Er erlitt schwere Bein- und Hüftverletzungen.»
Urban S. behauptet später gegenüber der Polizei, der Golf sei direkt auf ihn zugefahren. Er habe die Palette aus Notwehr frontal gegen die Scheibe geworfen.
Gefährdung des Lebens
Ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes der Zürcher Stadtpolizei besagt jedoch etwas anderes. Durch eine dreidimensionale fotogrammetrische Ausmessungstechnik kommen die Experten zum Schluss, dass die Holzpalette seitlich in die Scheibe geschleudert wurde. Aus kurzer Distanz.
«Ich werde gegen ihn wegen Gefährdung des Lebens Anklage erheben», sagt Staatsanwalt Gnehm. «Der Zusammenprall hätte tödliche Folgen haben können.»
Am Berufungsprozess kassierte Urban S. 6 Jahre Zuchthaus. Staatsanwalt Gnehm will ihn für den Palettenwurf noch 2½ Jahre länger hinter Gitter bringen. Der Fahrer, der unschuldig in U-Haft sass, soll eine Entschädigung erhalten.