Dem Forschungsprogramm ist bereits verschiedentlich Kritik erwachsen. Der Aargauer SVP- Ständerat Maximilian Reimann beanstandete letztes Jahr beispielsweise in einer Interpellation, dass mit Bundesgeldern einseitig die rechtsextreme Gewalt erforscht werde, während keine Untersuchungen über linken Extremismus finanziert würden. Auch wenn der Interpellant Mitglied jener Partei ist, deren Klientel zum Teil auch am rechten Rand des politischen Spektrums anzusiedeln ist, ist Reimanns Kritik nicht unbegründet. So sieht etwa der Extremismusbericht des Bundesrats im Jahr 2005 im Linksextremismus eine grössere Gefahr für Ordnung und Sicherheit als im Rechtsextremismus.
Erforschung anderer Extremismen?
In seiner Antwort auf Reimanns Interpellation wies der Bundesrat im Mai 2007 darauf hin, dass der Nationalfonds seit 2001 zwei Projekte zum Thema Linksextremismus finanziert habe. Der Bundesrat sehe aber nicht vor, alle Erscheinungsformen des Extremismus untersuchen zu lassen. Nach Kenntnisnahme der Resultate des NFP 40+ wolle er aber abklären, «inwiefern sich das Instrument der NFP für diese Art Forschung eignet».
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob die Resultate des NFP 40+ auch für die Erforschung anderer Formen von Extremismus von Relevanz sind. Direkte materielle Erkenntnisse sind diesbezüglich nicht zu erwarten, haben sich doch die beteiligten Forscher nach dem Willen des Bundesrates auf den Rechtsextremismus beschränkt. Das «Untersuchungsdesign» der Studie von Thomas Gabriel aber, die mit einem qualitativen Ansatz Neues zu den familiären Gründen rechtsextremer Gewalt zutage gebracht hat, wäre auch auf die Erforschung anderer Formen von Extremismus (auch religiösem) übertragbar, wie der Autor erklärt. Extremistische Jugendliche durchliefen oft eine Karriere in verschiedenen Subkulturen und Jugendszenen, doch in welcher Szene jemand verbleibe, sei entgegen der landläufigen Meinung kein Resultat des Zufalls.