Kurz vor dem Neonazi-Konzert in Willisau imKanton Luzern ging der Polizei eine Person mit Einreisesperre ins Netz.Der Mann aus Deutschland sei daraufhin zurück an die Grenze begleitetworden, teilt die Luzerner Kantonspolizei mit. Den Verantstalter desKonzerts habe man wegen fehlender Bewilligung angezeigt.
Gegen 23 Uhr kontrollierten Polizeibeamte dasLokal, weil der Verdacht bestand, dass die italienische Band Bronsonauftreten würde. «Es wurde Musik gespielt, eine Band ist aufgetreten,und es bestand die Möglichkeit, dass es sich um die italienische BandBronson handeln könnte», sagt Graf zu zentralplus.ch. Als die Polizei ins Lokal gekommen sei, sei die Bühne leer gewesen.
Nach Mitternacht hätten die Konzertbesucher das Lokal verlassen. Es sei zu keinen Zwischenfällen gekommen.
Auf Twitter schreibt Antifa Bern, die Band Bronson sei in Willisau gewesen und veröffentlicht ein Foto, das dieBandmitglieder im Konzertlokal zeigen soll.
Ob es sich bei der aufgegriffenen Person um den von der Pnoseingeladenen Neonazi-Rapper Makss Damage handelte, gibt weder die Polizei noch dasFedpol aus Datenschutzgründen bekannt, wie zentralplus.ch weiterschreibt.
Deutschen Neonazi-Rapper eingeladen
Im Oktober hatten sich 5000 bis 6000 Rechtsextreme aus Europa im Toggenburg versammelt, um Konzerte einschlägiger Bands zu hören. Mit dabei war der deutsche Neonazi-Rapper Julian Fritsch, derunter dem Künstlernamen Makss Damage auftritt.
Ihn hat die Partei Nationalorientierter Schweizer(Pnos) für ein Unterstützungskonzert eingeladen, das am Samstagabendstattfand. Den Ort gaben die Veranstalter vorab nicht bekannt. LautMedienberichten feierten 100 bis 150 Teilnehmer in einem privatenVeranstaltungsraum in Willisau LU.
«Polizeikontrollen in Rothrist, neuer TreffpunktWillisau»: Diese Nachricht sollen die Konzertveranstalter laut «Luzerner Zeitung» am Samstag kurz nach 20 Uhr per SMS an die Konzertbesucherversendet haben.
Kein Verbot wegen Versammlungsfreiheit
Der Luzerner Polizei war der Veranstaltungsortbereits bekannt, sagt Sprecher Kurt Graf. «Wir sind vor Ort präsent undbeobachten die Entwicklung.» Bei strafbaren Handlungen würden dieBeamten sofort einschreiten.
Dass der Kanton Luzern im Gegensatz zu denKantonen St. Gallen und Aargau das Konzert tolerierte, begründet Grafdamit, das die Pnos eine legale Partei sei. Es herrsche in der SchweizVersammlungsfreiheit. Ein strikteres Vorgehen wäre nach Ansicht derLuzerner Polizei unverhältnismässig gewesen.
Es habe keinen Grund gegeben anzunehmen, dass eszu Ausschreitungen oder Gewalttätigkeiten kommen könnte, sagte Graf. Die Polizei sei aber frühzeitig nach Willisau gefahren und habe Präsenzmarkiert.
Der Raum sei für eine Geburtstagsfeier gemietetworden, wie einer der Inhaber zur «Zentralschweiz am Sonntag» sagt. DasKonzert fand in einem Gebäude statt, in dem unter anderem einTattoostudio eingemietet ist.
Berichtigung: Hot Flash Tattoo ist nur Mieter im Gebäude und hat nach eigenen Angaben nichts mit der Veranstaltung zu tun.
— Antifa Bern (@antifa_bern)
Stadtpräsidentin überrumpelt
Die Stadtpräsidentin Erna Bieri-Hunkeler hat laut«Luzerner Zeitung» von den Medien vom Konzert erfahren. Vom Aufmarschder Neonazis sei sie «völlig überrascht» worden. Und weiter: «Das machtnatürlich gar keine Freude. Es steht uns wohl eine turbulente Nachtbevor – aber ich hoffe es kommt nicht zu grösseren Zwischenfällen.»
Im Verlaufe des Samstags hatte es in mehrerenKantonen Polizeieinsätze wegen dem Pnos-Konzert gegeben. Wie derPolizeisprecher der Kantonspolizei Aargau Bernhard Graser gegenüberTagesanzeiger.ch/Newsnet bestätigte, fanden in Rothrist Grosskontrollenstatt, rund 60 Personen wurden kontrolliert, Festnahmen habe es keinegegeben, aber einzelne Fälle von Verstössen gegen das Waffen- undBetäubungsmittelgesetz. Personen, die nicht im Aargau wohnten, wurdenweggewiesen. Auch ein Polizei-Helikopter sei für den Einsatz bereitgehalten worden.
In Sins AG kam es ebenfalls zu einemPolizeieinsatz, wie die Kantonspolizei Aargau mitteilt. Die Polizei ging davon aus, dass eine Geburtstagsparty in einem Lokal der Gemeinde inTat und Wahrheit Treffpunkt für das Neonazi-Konzert oder ein Treffen von Rechtsextremen hätte sein sollen. Ein einschlägig bekannter Mann habedas Lokal gemietet. Die private Veranstaltung sei verhindert worden.
Meldungen gab es auch aus dem Kanton Wallis, schreibt das Newsportal 1815.ch. Dort ging die Kantonspolizei Hinweisen nach, wonach der deutsche Rapper Damage in Begleitung eines Dutzend Rechtsextremer in einer Bar gesehenworden sein soll.
Verurteilter Neonazi
Julian Fritsch alias Makss Damage, der am Abendauftreten sollte, wurde im letzten Jahr wegen Volksverhetzungverurteilt. In seinen Texten ruft der Rapper zu Deportationen inKonzentrationslager auf und spricht von Seife und Lampenschirmen – klare Bezüge zum Nationalsozialismus. Das Gericht sprach den heute28-Jährigen zudem wegen der Verbreitung von gewaltpornografischenSchriften schuldig: Fritsch hatte in einem Song zu sexuellen Gewalttaten gegen die linke Politikerin Sarah Wagenknecht aufgerufen.
Davon will Pnos-Chef Dominic Lüthard nichtsgewusst haben, wie er Ende Dezember auf Anfrage sagte: «Ich wusstenicht, dass Makss Damage wegen irgendwas verurteilt wurde.» Auch dieTexte des rechten Rappers kenne er nicht.
Neben Makss Damage sollte am Pnos-Konzert dieitalienische Punkband Bronson auftreten – eine «trendige» Gruppe aus der Skaterszene, sagte Lüthard. Sie soll laut italienischen Medien jedocheng mit der neofaschistischen Bewegung Casapound aus Rom verbunden sein, zu der die Pnos offenbar freundschaftliche Beziehungen unterhält.Mitglieder besuchten etwa letzten September den Jahrestag von Casapound. (hvw/fae)
(Erstellt: 15.01.2017, 11:14 Uhr)