St. Galler Tagblatt: Neonazi-Schwemme in Unterwasser, Ausgabe vom 17. Oktober
Stahlgewitter, Frontalkraft, Amok: Namen der Bands, welche die internationale Neonaziszene ins Toggenburg rief. 6000 Rechtsextreme sollen sich dort getummelt haben. Unschön sei die Sache, meint der Gemeindepräsident. Die Besucher sollen sich aber gesittet verhalten und sogar den Abfall eingesammelt haben. Der Manager der Eventhalle war zwar kurz anwesend, aber die Musik hat ihm nicht gefallen. Und die St. Galler Kantonspolizei erzählt ebenfalls von einem friedlichen Anlass, einem Privatanlass, weshalb man sich nicht befugt sah, die Halle zu betreten. Aber, der Verkehr wurde geregelt… Soweit alles prima, oder? Wir finden, nichts ist in Ordnung! Die Ideologie des Nationalsozialismus zu zelebrieren darf doch nicht möglich sein! Eine Ideologie, welche für Abermillionen von ausgemusterten Menschen den Tod bedeutete, welche Hass und Entwürdigung verbreitet. Wie können wir solche Verirrung als «friedlichen Anlass» begünstigen? In der gleichen Ausgabe wird über eine bewilligte Demonstration für bessere Unterkünfte für Flüchtlinge in Mörschwil berichtet. Darin werden die Umzugsteilnehmer von einem Bürger als «Randgruppe, die keine Steuern zahlt» diffamiert. Was geht da eigentlich vor sich? Wo steuern wir hin, wenn uns Heil-Hitler-Getöse kühl lässt, wir uns aber über den Einsatz für würdige Bedingungen für Flüchtlinge in Rage bringen lassen? Scheitern wir an unserer Selbstgerechtigkeit? Oder bloss an Dummheit?
Christine und Alex Tomaschett Tschudistr. 43, 9000 St. Gallen
Wer spielte in Unterwasser wirklich auf, wer die erste Geige? Als ich las, wer auftrat und wie viel haarloses Publikum dahin anreiste, meinte ich eine «Ente» zu lesen. Es war aber ein Tatsachenbericht. Wieso konnte dieser Anlass genehmigt werden? Hatte niemand an der Landesgrenze oder in Wildhaus, Alt St. Johann und Unterwasser vorab gewusst, wer sich hinter dieser Musik in Wahrheit verborgen hielt? Waren Überwachungs- und Kommunikationseinrichtungen auf «off» gestellt, gar defekt? Es werden auf viele Fragen fragwürdige Antworten folgen.
Hans Gamliel Hauptstr. 83, 9400 Rorschach
Die Gemeinde Unterwasser wurde getäuscht. Das kann doch nicht sein, dass 6000 Nazis in die Schweiz kommen und Gemeinde und Kanton wussten von nichts. Hatten alle ein Brett vor den Augen? Ich werde ganz sicher nicht mehr ins Toggenburg gehen, ich bin zu alt, um vor so einer Invasion davonzulaufen. Bis heute glaubte ich mich in der Schweiz sicher – das ist, denke ich, vorbei.
Susanne Bührer-Mayer Meisenweg 19, 9500 Wil