Berner Zeitung: Walkringen Ein Ex-Mitglied der Pnos und ein Vertreter des lokalen Gewerbes haben es in den Gemeinderat geschafft. Beide gehören der SVP an und ersetzen zwei Gemeinderätinnen, die die Behörde im Streit verlassen haben.
Die Walkringer Exekutive ist wieder komplett – vorläufig zumindest. Für die im Frühling überraschend zurückgetretenen Gemeinderätinnen Vreni Schneider (SP) und Susanne Eichenberger (Freie Wähler) fanden gestern Ersatzwahlen statt. Mit Hanspeter Aeschlimann und Christoph Fankhauser haben es nun gleich zwei Mitglieder der SVP in den Gemeinderat geschafft. Aeschlimann erreichte von den möglichen 848 Stimmen 346 und Fankhauser 139. Damit gehören nun vier von sieben Gemeinderatsmitgliedern der SVP an.
Gemeindepräsident Peter Stucki (parteilos) ist froh, dass der Gemeinderat wieder vollständig ist. Das Ergebnis überrascht ihn nicht. «Ich war schon zufrieden, dass sich überhaupt noch Kandidaten gemeldet haben», sagt er. «Dass es nun zwei von der SVP sind, damit können wir leben.»
Früher bei der Pnos
Christoph Fankhauser ist angehender Lebensmitteltechnologe und war schon vorher in der Gemeindebehörde als Mitglied der Sicherheitskommission vertreten. Er sorgte im Vorfeld der Wahlen wegen seiner Vergangenheit für Aufsehen. Er war aktives Mitglied der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos). Darauf angesprochen sagte er gegenüber dieser Zeitung, dass er mit etwa 16 Jahren nur «für kurze Zeit» bei der Pnos mitgemacht habe, jetzt aber älter geworden sei.
Heute ist er 26 Jahre alt und nun mit Abstand das jüngste Mitglied der Walkringer Exekutive. Gemeindepräsident Stucki bleibt kritisch. «Sein junges Alter wird dem Rat guttun», sagt er, «mit dem Gedankengut der Pnos können wir aber nichts anfangen. Als Mensch geben wir ihm jedoch gerne eine Chance.» Der 61-jährige Hanspeter Aeschlimann ist als Inhaber des Töffgeschäfts Jutzi Motosport ein typischer Vertreter des lokalen Gewerbes.
Der gestrige Urnengang war ungewöhnlich. Weil es für die beiden abgetretenen Gemeinderätinnen keine Ersatzleute gab und es weder die SP noch die Freien Wähler schafften, innerhalb der Fristen neue Leute für den Gemeinderat zu begeistern, kam es zu einer «Jeder kann mitmachen»-Wahl. Das bedeutet, dass jede der wahlberechtigten Personen der Gemeinde hätte gewählt werden können. In den letzten Wochen stellten sich dann doch noch drei Kandidaten zur Verfügung und warben mit Flyern im Wahlcouvert für sich. Neben den beiden nun gewählten SVP-Vertretern hat sich auch der Lebenspsychologe Kari Ebneter zur Wahl gestellt. Er erreichte 50 Stimmen.
Zwei Christoph Fankhauser
Der frisch gewählte Christoph Fankhauser hätte wohl noch mehr Stimmen bekommen. Wie sich herausstellte, gibt es in Walkringen zwei Christoph Fankhauser. Der Name musste gut 150-mal von den eingegangen Wahllisten gestrichen werden, weil nicht klar war, welcher Fankhauser gemeint war. SVP-Präsidentin Béatrice Pulfer machte diese Zeitung darauf aufmerksam. In der Medienmitteilung der Gemeinde war dies nicht vermerkt. Aber auch so ist Pulfer zufrieden. «Mit unseren Kandidaten werden wir versuchen, wieder mehr Sachpolitik zu betreiben und die Wogen in der Gemeinde etwas zu glätten.»
Pulfer spricht damit den Zwist in der Walkringer Gemeindebehörde an. In den letzten zwei Jahren gab es zahlreiche Abgänge und Rücktritte, sowohl aus der Verwaltung wie auch auf politischer Ebene. Bereits im März 2016 wird mit Jakob Hulliger ein weiterer Gemeinderat seinen Posten räumen. Fast alle Abgänger kritisierten den Gemeindepräsidenten Peter Stucki.
Auch die zurückgetretene SP-Gemeinderätin Vreni Schneider verliess die Behörde im Streit mit dem Gemeindepräsidenten. Deshalb forderten die Sozialdemokraten im Vorfeld der Wahlen mit einem Flugblatt die Bevölkerung dazu auf, aus Protest gegen die aktuelle Leitung der Gemeindebehörde die Wahlzettel leer zu lassen. Total waren es dann 93 von 546 Wahlzetteln, die leer blieben. «Für uns ist das ein Teilerfolg», sagt Schneider. Die Wahlbeteiligung betrug 40,26 Prozent. In Walkringen gibt es 1361 Wahlberechtigte.
Nicht gewählt: Kari Ebneter, parteilos, 50 Stimmen