Erneute Krawalle im Zürcher Niederdorf, diesmal von linksextremer Seite, bringen Polizeivorstand Robert Neukom in weitere Bedrängnis.
ap. Am Samstag abend nahmen rund 500, zum Teil vermummte Jugendliche der autonomen Szene an einem sogenannten antifaschistischenAbendspaziergang
durch das Niederdorf teil. Sie riefen Slogans wie «Wir brauchen keine Nazi-Schweine» und «Zürcher Polizisten beschützen dieFaschisten» und zündeten Feuerwerkskörper. Die «Pumpi-Bar», ein Treffpunkt rechtsgerichteter Skinheads, wurde von einer etwa 20- bis 30köpfigenGruppe Vermummter demoliert. Die Stadtpolizei bezifferte allein den Schaden in diesem Lokal auf rund 250 000 Franken.
Ein starkes Polizeiaufgebot griff nicht direkt ein, da zahlreiche unbeteiligte Passanten das Niederdorf bevölkerten.
Die «Pumpi-Bar» war bereits in der Nacht zuvor Ziel eines Angriffs von 20 bis 30 vermummten Jugendlichen gewesen; die Fenster des Lokals wurdenzertrümmert, Farbgläser und eine Tränengaspetarde hineingeworfen. Ein halbe Stunde danach gab es vor der Polizeihauptwache eine Schlägerei. ZweiPolizisten wurden leicht verletzt. Drei Schläger im Alter zwischen 19 und 25 Jahren wurden festgenommen.
Zwei Wochen nach einem Marsch von rund 100 Skinheads durch das Zürcher Niederdorf, bei dem Passanten angepöbelt und eine 15jährige Frau verletztworden waren, wurde am Samstag morgen ein mutmasslicher Schläger verhaftet. Er wurde vorerst in Untersuchungshaft gesetzt.
Neukomm entsetzt
Zürichs Polizeivorstand Robert Neukomm zeigte sich am Sonntag über die Gewaltbereitschaft und die Gewalttätigkeit der Jugendlichen entsetzt. Diesogenannten Antifaschisten hätten ihre Unschuld endgültig verloren, sagte er in Lokalradiointerviews. Er zog eine zwiespältige Bilanz. Er bedauerteeinerseits die entstandenen Sachschäden, wies aber auch darauf hin, dass es bei einem härteren Polizeieinsatz mehr Schäden und vor allem auchPersonenschäden hätte geben können.