Seit längerem ist die rechtsextreme Szene der Region Basel aus dem Blickfeld der Medien geraten. Heisst das aber, dass es keine Neonazis oder Skinheads mehr gibt? Experten warnen vor diesem Schluss.
Die Erinnerung an den Saubannerzug der Neonazis durch Liestal im Jahr 2000 ist verblasst. Denn seither sind die Rechtsradikalen der Region Basel immer weniger in Erscheinung getreten. Und dies, obwohl der Staatsschutzbericht des Bundesamtes für Polizei (BaP) 2001 noch von einer «starken Zunahme» bei «rechtsextrem motivierten Straf- und Gewalttaten» sprach.
«In der Tat gibt es in der Region Basel tendenziell weniger Rechtsextremismus», bestätigt Barbara Umiker, beim Kanton Basel-Landschaft zuständig für Rechtsextremismus. Man besässe keine Hinweise auf Aktivitäten in der Szene. «Zudem ist Sascha Kunz, Hauptexponent der Partei National Orientierter Schweizer (PNOS), nicht mehr aktiv.» Den Rückgang im rechtsextremen Lager erklärt sie sich mit den wirksamen Gegenmassnahmen der beiden Basler Kantone. «Alle haben zusammengespannt, die Massnahmen haben gegriffen», ist Umiker überzeugt.
Leicht relativiert wird diese Aussage von Dieter Bongers, Leiter der Anlauf- und Beratungsstelle für Rechtsextremismus des Landkantons. «Die Szene tritt heute viel weniger in Erscheinung», gibt er zu. Es sei Tatsache, dass einige zentrale Personen der rechtsextremen Szene in die Ostschweiz gezogen und andere nicht mehr aktiv seien. Doch müsse man zwischen dem öffentlichem Auftreten von Rechtsextremen und deren Wirken im Hintergrund unterscheiden.
Ebenfalls mit Skinheads beschäftigt sich derzeit Ueli Mäder, Professor für Soziologie an der Universität Basel. Im Rahmen einer Studie des Nationalfonds über rechtsextreme Jugendliche in der Schweiz braucht er Interviewpartner aus der Szene. «Wir werden kaum Probleme haben, genügend Personen zu finden», zeigt sich Mäder überzeugt. Die nötigen Kontakte bestünden und die Zahl der zu befragenden aktiven Rechtsradikalen betrage rund dreissig, begründet er seine Zuversicht für das Zustandekommen der Studie.
Jonas Gysin, Vorsitzender der PNOS, verneint die Frage kategorisch, ob er in der Szene einen Rückgang verzeichne. «Lediglich die Gewaltbereitschaft geht zurück», was er persönlich sehr begrüsse. Seit Gründung der Partei würde die Zahl der Mitglieder steigen. Zurzeit bereite man die kommenden Grossratswahlen im Herbst vor.
Vor einer trügerischen Ruhe warnt jedoch Jürg Bühler, stellvertretender Chef des Dienstes für Analyse und Prävention im BaP. «Die traditionelle Szene im Baselbiet ist von der PNOS aufgesogen worden», sagt Bühler. Positiv sei, dass dadurch die Gewalt in der Szene an Bedeutung verloren habe. «Wahrscheinlich haben die Exponenten der rechtsextremen Szene erkannt, dass sie nur auf politischem Wege eine grössere Bewegung aufbauen können», vermutet Bühler. Ein Rückfall in die Gewalt sei jedoch möglich und käme immer wieder vor.