Am Sonntag wählt Langenthal seine Regierung und sein Parlament. Nur wenige Bisherige treten nicht mehr an. Trotzdem steht der Wahlausgang längst nicht fest. Wir listen einige Fragen auf und stellen Prognosen dazu.
Ende Jahr ist in Langenthal die Legislatur zu Ende. Am kommenden Sonntag wählen die Stimmberechtigten den künftigen Gemeinderat (Regierung, 7 Mitglieder) und den Stadtrat (Parlament, 40 Mitglieder).
Selten gab es bei früheren Wahlen so viele Stadt- und Gemeinderäte, die sich erneut zur Wahl stellten. Im Gemeinderat treten 6 Mitglieder wieder an, im Stadtrat sind es deren 33. Die Bisherigen haben erfahrungsgemäss gute Chancen, wiedergewählt zu werden. Neu Kandidierende werden es deshalb schwerer haben, ein Mandat zu ergattern, als bei früheren Wahlen.
Hat Finanzkrise Folgen?
Zu grösseren Verschiebungen wird es somit kaum kommen. Im Gemeinderat und im Stadtrat dürften die meisten Bisherigen die Wiederwahl schaffen.
Trotzdem wird kaum alles beim Alten bleiben, Überraschungen liegen durchaus drin. Umso mehr als sich die Ausgangslage in den letzten Wochen wegen der Finanzkrise und des UBS- Rettungsplans des Bundes verändert hat. Nicht auszuschliessen, dass SP und Grüne, allenfalls auch EVP und Grünliberale davon profitieren. Der überraschend grosse Erfolg der SP in Huttwil vom letzten Wochenende könnte ein Fingerzeig in diese Richtung sein.
Fragen und Prognosen
Welches sind nun die wichtigsten Fragen, die sich kurz vor den Langenthaler Wahlen stellen?
Im Folgenden eine Auflistung ? und die Prognosen, welche diese Zeitung dazu stellt.
Kann die FDP im Gemeinderat ihre zwei Sitze halten?
Die Zugpferde von 2004, Werner Meyer und Hans-Jürg Käser, fehlen. Meyer scheidet wegen Amtszeitbeschränkung aus, Käser verliess den Rat 2006, weil er Regierungsrat wurde. Druck auf die FDP kommt von zwei Seiten: von der SVP, mit der die FDP die Liste nicht verbinden wollte und die mit Stapi Rufener eine Leaderfigur hat. Und von der SP, die den zweiten Sitz anstrebt und durch die Finanzkrise Wähleranteile zulegen dürfte.
Prognose BZ: Die FDP erreicht nur noch einen Sitz, den andern erobert die SP.
Zieht die Grünliberale Partei (GLP) im Stadtrat ein?
Die GLP Langenthal existiert erst seit ein paar Wochen. Erfolge auf nationaler Ebene und in anderen Gemeinden haben gezeigt, dass die Grünliberalen im Aufwind sind. Mit dem Facharzt Christoph Stäger hat die GLP zudem eine stadtbekannte Persönlichkeit auf der Liste. Prognose BZ: Die Grünliberalen erobern im Stadtrat einen Sitz.
Kann die Pnos ihren Sitz im Stadtrat verteidigen?
Die rechtsextreme Pnos bringt als Kandidaten Timotheus Winzenried, weil der bisherige, politisch eher unbedarfte Tobias Hirschi nicht mehr antritt. Ob die Hetze gegen die Miss Schweiz der Partei geschadet hat, ist schwer abzuschätzen.
Prognose BZ: Die Pnos verfehlt ihren Sitz knapp.
Wie schneidet Stadtpräsident Thomas Rufener ab?
Es gab kaum Querelen um den Stapi, Rufener hat im Grossen und Ganzen einen guten Job gemacht. Die lasche Auslegung der Stadtverfassung bei der Organisation des Public Viewing an der Euro 08 dürfte ihn nur wenige Stimmen kosten. Als Stadtpräsident ist er der einzige Kandidat, also faktisch gewählt, was dort die Stimmenzahl negativ beeinflussen könnte. Prognose BZ: Glanzresultat im Gemeinderat, weniger Stimmen als Stadtpräsident.
Wie hoch liegt die Stimmbeteiligung?
Ein Wahlkampf war nicht wirklich auszumachen, über Sachfragen gab es kaum hitzige Diskussionen. Konkordanz scheint in Langenthal wichtiger als Streitkultur. Und: Frei werdende Sitze, die den Wahlkampf beleben, waren Mangelware.
Prognose BZ: Die Stimmbeteiligung liegt unter 35 Prozent.