SCHÜPFEN / Nach dem zweiten Brand- anschlag innert dreier Wochen herrscht Rat-losigkeit. Die Polizei geht von Willkür aus.
? RENZO RUF
Die Kantonspolizei reagierte umgehend. Bereits in der Nacht von Samstag auf Sonntag, 24 Stunden nach dem zweiten Brandanschlag auf ein Wohnhaus in Schüpfen innert dreier Wochen, patrouillierten Streifenwagen in den Quartierstrassen. «Präsenz markieren» heisse in solchen Situationen die Strategie der Polizei, sagt Walter Weiss, der auf dem Posten in Schüpfen arbeitet.
«Ziel willkürlich ausgewählt»
Ansonsten kann die Kantonspolizei nichts unternehmen. Bisher hat sich kein Zeuge gemeldet, der in der Nacht von Freitag auf Samstag im ruhigen Wohnquartier zwischen Birkenweg und Lerchenweg beim Bahnhof Schüpfen verdächtige Beobachtungen gemacht haben will. Auch in der Bevölkerung, sei es beim Mittagessen im «Bahnhöfli» oder beim Anstehen am SBB-Schalter, ist der Brandanschlag kein Thema. Viele wissen gar noch nichts davon. Ein Grund dafür ist, dass der Wurfkörper vor dem Haus ausbrannte, ohne grossen Schaden zu verursachen die Polizei rückte deshalb erst Stunden später aus. Ein Motiv für das Attentat ist noch nicht ersichtlich. «Wir tappen vollständig im Dunkeln», sagt Werner Keller, der ebenfalls in Schüpfen Dienst tut. «Es gibt nicht im entferntesten einen Hinweis auf die Hintergründe dieser Tat», sagt Mediensprecher Jürg Mosimann. «Das alles macht überhaupt keinen Sinn.» Denn: Der Anschlag mit einem Molotow-Cocktail galt dem Haus einer «einheimischen Familie», die ein «ruhiges Leben» führte und im Dorf «politisch nicht bekannt» sei, sagt Walter Weiss. Ganz anders sah die Situation vor drei Wochen aus, als am nicht weit entfernten Buchenweg das Haus einer Schweizer Familie türkischer Herkunft das Ziel eines Anschlages war. Da am selben Wochenende in Münchenbuchsee eine Skinhead-Party veranstaltet wurde und Scharmützel zwischen Punks und Rechten auch in Schüpfen bereits vorgekommen sind, schloss die Polizei eine rassistisch motivierte Tat jedenfalls nicht aus (siehe «Bund» vom 23. April). Nun muss auch diese Schlussfolgerung wieder in Frage gestellt werden:Auf den ersten Blick gleichen sich die beiden Anschläge, ein politisches Motiv ist für die Polizei beim zweiten Vorfall nicht ersichtlich. Kurz:«Wir müssen davon ausgehen, dass die Täterschaft ihr Ziel willkürlich auswählt», sagt Polizist Weiss.
Keine Bürgerwehr
Diese Vorstellung sei beunruhigend, sagt Gemeindepräsident Ueli Hunziker (svp). «Schüpfen hat je länger, je mehr ein Problem mit Gewalt.» Die Politik könne aber nicht viel mehr machen, als solche Taten «aufs Schärfste» zu verurteilen und die angelaufene Präventionsarbeit im Dorf zu unterstützen. Der Rest sei Sache der Polizei:«Sie ist zuständig für die Aufklärung der Anschläge.» Das sieht auch Jürg Mosimann so: «Die Schüpfener sollen nicht selber Polizist spielen.» Die Kantonspolizei sei aber auf Hinweise angewiesen, um diese Anschläge aufdecken zu können.