Aargauer Zeitung vom 15.06.2009
Das ist noch einmal gut gegangen: Der befürchtete Aufmarsch der rechtsextremen Szene in Aarau blieb aus.
Urs Moser und Michael Spillmann
«Aarau schaut hin» lautete das Motto einer Aktion der vereinigten Linken am Samstag in der Kantonshauptstadt. Auf Flyern wurden die Passanten aufgefordert, Stellung zu beziehen gegen «Rassisten, Ausgrenzung und gegen Gewalt».
Grossaufgebot der Polizei
Genau hingeschaut hat vor allem ein Grossaufgebot von Kantons- und Stadtpolizei. Es war befürchtet worden, dass Rechtsradikale in die Stadt einfallen und dass es zu wüsten Auseinandersetzungen zwischen Neonazis und Linksautonomen kommen könnte.
An der brenzligen Ausgangslage war die Aarauer Stadtpolizei nicht so ganz unschuldig: Sie hatte bereits im Mai die Bewilligung zu einer Demonstration gegen «Kinderschänder und Gewalt an Kindern» erteilt, die dann erst Anfang Juni widerrufen wurde. Dass sich hinter den Organisatoren die gleichen rechtsextremen Kreise verbargen, die schon 2007 in Appenzell für einen Grossaufmarsch der Neonazi-Szene sorgten, hatte man nicht bemerkt: Die Vereinigung «Frei Nationale Kameradschaft Schweiz-Germania», auch die gewalttätigen «Blood and Honour»-Skins und die «Kameradschaft Baden-Wettingen» waren in Appenzell aufmarschiert (die MZ berichtete). Auf die wahren Drahtzieher hinter der geplanten Demo in Aarau aufmerksam gemacht worden waren die Behörden offenbar von Heinz Kaiser aus Frick, der seit Jahren einen Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus führt. Kaiser wollte am Samstag in Aarau auch einzelne Anhänger der rechtsradikalen Szene in der Aarauer Innenstadt identifiziert haben. Die Polizei hatte tatsächlich mehrere Personen kontrolliert, die sowohl der rechtsextremen wie der linksautonomen Szene zuzuordnen sind. Sie wurden mit einer Wegweisung für das Stadtgebiet von Aarau belegt. Zu Ausschreitungen kam es nicht, in der Innenstadt blieb es ruhig.
Ein Zeichen setzen
Die Gegenaktion zur geplanten Rechtsextremen-Demo unter dem Motto «Aarau schaut hin» war bewusst auf «kleinem Feuer» gehalten worden. Man habe keine grosse Kundgebung veranstalten, sondern nur ein Zeichen gegen Rassismus und Extremismus setzen wollen, so Gewerkschaftsbund-Sekretär Renato Mazzocco. Etwa zwei Dutzend Mitglieder von Gewerkschaften, Grünen, Juso und SP waren in der Innenstadt unterwegs, um die Passanten dazu zu bewegen, sich für den Einkaufsbummel ein Armband mit der Aufschrift «Aarau schaut hin» anlegen zu lassen.