Sie mordeten wie im Hollywood-Schocker «Casino»
hspace=10 vspace=10> VON BEAT MICHEL UND LUKAS RÜTTIMANN
INTERLAKEN BE – Eine der brutalsten Szenen der Film-Geschichte diente als Vorlage für den Neonazi-Mord vom Thunersee: Seine Kameraden richteten den Lehrling Marcel von Allmen (19) bewusst so hin wie die Mafiosi im Hollywood-Schocker «Casino» den Gangsterboss Nicky Santoro.
Urs Jost, Pflichtverteidiger von Haupttäter Marcel M. (22), bestätigt BLICK: «Der ÐOrden der arischen Ritterð hat sich von Regisseur Martin Scorsese inspirieren lassen. Mein Mandant erzählte mir, dass die Gruppe sofort an dessen Film ÐCasinoð dachte, als die Liquidierung geplant wurde.» Marcel von Allmen ist das erste Neonazi-Todesopfer in der Schweiz. Er musste sterben, weil er sein Schweigegelübde brach und über den Neonazi-Orden sprach. Das gleiche Verhalten kostete im Film dem Gangsterboss Santoro das Leben. Trotz der brutalen Tat glaubt Pflichtverteidiger Urs Jost nicht, dass sein Mandant ein Monster ist: «Marcel erzählte mir, dass er die Mordpläne sofort gestoppt hätte, wenn einer seiner Kollegen ÐNeinð gesagt hätte. Er wäre sogar froh darum gewesen.»
Doch von den vier 17- bis 22-jährigen Neonazis, die sich die Vertreibung der Ausländer vom «Bödeli» zwischen Thuner- und Brienzersee auf die Fahne geschrieben hatten, sagte keiner «Nein»: Gemeinsam planten sie die brutale Hinrichtung von Marcel von Allmen und setzten sie kaltblütig in die Tat um. Auch Jost hat absolut kein Verständnis für die Motivation der jungen Rechtsextremen: «Sie lebten in einer Art Traumwelt. Sie sponnen in meinen Augen kindische Zukunftspläne. Sie sprachen davon, in Frankreich Häuser zu bauen. Warum, weiss ich nicht.» Und dann begann Marcel von Allmen, diese Traumwelt zu stören. Er plauderte vor Aussenstehenden über die Neonazi-Organisation. Für seine vier Kameraden Grund genug, einen Mord zu begehen, dem der Mafiafilm «Casino» von US-Starregisseur Martin Scorsese Pate stand.