Nach den Anschlägen auf die Gassechuchi und den Salesia-Park ist im Raum Luzern eine weitere Randgruppe von Rechtsextremen angegriffen worden.
Von Thomas Heer
Drei Mitglieder der alternativen Wohngemeinschaft sitzen in der Stube und diskutieren über den Angriff, der sich in der Nacht vom 26. auf den 27. September abspielte. Peter* erinnert sich: «Wir kamen vom Ausgang nach Hause und sassen hier noch kurz zusammen. Dann hörten wir draussen Stimmen. Ich begab mich in den Garten und sah auf dem Nachbargrundstück schattenhafte Gestalten.» Die Zeit: 1.30 Uhr.
Plötzlich angegriffen
Peter eilt die wenigen Meter zum Parkplatz des angrenzenden Terrains. Dort steht ein Unbekannter. Er trägt eine Sturmmaske, schweigt und macht keine Anstalten, den Platz zu verlassen. Plötzlich geht alles sehr schnell. Der Maskierte greift Peter an. Es entwickelt sich eine Keilerei. Zu guter Letzt gelingt es Peter, den Angreifer auf den Boden zu drücken und ihn zu blockieren.
Rechtsextreme
Auf dem Gelände befindet sich aber noch ein zweiter Mann, auch er maskiert. Mit Fäusten und Schuhen prügelt er auf Peter ein. Der zweite Schläger kann aber rasch von Peters Kollegen überwältigt werden. Eine WG-Bewohnerin alarmiert via Handy die Polizei, die wenige Minuten nach dem Notruf auf der Liegenschaft eintrifft.
Fazit: Bei den Maskierten handelt es sich um Personen aus dem rechtsextremen Milieu, wie Richard Huwiler, Chef Kommunikation bei der Kantonspolizei Luzern, bestätigt. Nach Angaben von Szenekennern sollen die beiden Prügler aus dem Kanton Bern respektive dem Luzerner Hinterland stammen. Peter erstattete Anzeige gegen die beiden Männer.
Bereits Mitte September war die WG von mehreren Unbekannten aufgesucht worden. Ein Mann betrat den Wohnbereich und bedrohte die Frau, die an jenem Abend mit ihrem Kleinkind alleine zu Hause war. Anschliessend zog der Eindringling ab und zerschlug mehrere Glasscheiben.
Explosivkörper
Der Überfall auf die WG vor acht Tagen war nicht der einzige, der in der Region Luzern gegen Mitglieder von Randgruppen gerichtet war. Auf die Gassechuchi und in den Salesia-Park warf eine unbekannte Täterschaft insgesamt drei Explosivkörper («Zentralschweiz am Sonntag» vom 28. September). «In den Fällen Gassechuchi und Salesia-Park sind wir noch am Ermitteln», sagt Huwiler.
Keine Angaben macht Huwiler zum Typ Petarden, der bei den Angriffen eingesetzt wurde. Recherchen unserer Zeitung ergeben folgende Ergebnisse: Erstens ist davon auszugehen, dass es sich bei den Explosivkörpern um ausländische, vermutlich osteuropäische Fabrikate handelt. Zweitens: Diese Produkte dürfen weder in die Schweiz eingeführt noch hierzulande gehandelt werden. Drittens: Die Petarden laufen vermutlich unter dem Namen «Knallfontäne».
Zu diesem Schluss jedenfalls kommt Peter Schönberger, Feuerwerkfachmann aus Sachsen, als ihn unsere Zeitung mit den Augenzeugenberichten von Luzern konfrontiert. Der deutsche Experte stuft die Knallfontänen als sehr gefährlich und heimtückisch ein.
Knallfontäne / 30 Gramm Pulver
Knallfontänen entladen zuerst einen Funkenregen. Ist dieser abgebrannt, gibts eine kurze Pause, und dann explodieren unter ohrenbetäubendem Lärm mindestens 30 Gramm Schwarzpulver. Auch in der Schweiz werden Petarden verkauft, jedoch viel kleinere. Zudem gibts Auflagen. Geht zum Beispiel ein so genannter Schweizerkracher über den Ladentisch, muss sich der Käufer ausweisen und seine Personalien hinterlassen. Der Knallsatz