Infosperber: Das Gewaltdelikt in der Südostbahn bei Salez (SG) offenbart die rechtsextreme Sehnsucht nach islamistischem Terror in der Schweiz.
Die Schweizer Medien haben nach der Gewalttat in einem Schweizer Regionalzug im Kanton St. Gallen bisher einen guten Job gemacht – die Berichterstattung ist zurückhaltend und kommt weitgehend ohne Spekulationen aus. Wobei dies auch schon wieder eine Kritik ist: Man mag sich gar nicht ausmalen, was in den gleichen Medien los gewesen wäre, hätte der Täter nicht wie von der Polizei mitgeteilt einen «typisch schweizerischen Namen» gehabt. Ein kleiner Vorgeschmack, was bei einem islamistisch gelagerten Hintergrund passiert wäre, lieferten die internationalen Medien, die nach dem Axt-Angriff eines Daesh-verführten Asylbewerbers bei Würzburg Mitte Juli die Berichterstattung über Salez zunächst präventiv auf Terror-Modus schalteten.
Die bisherige Bilanz der schrecklichen Tat eines 27-Jährigen, deren Hintergründe nach Angaben der Polizei bisher noch weitgehend im Dunkeln liegen: zwei Tote, darunter der mutmassliche Täter selbst, sowie zwei Frauen und zwei Männer sowie ein Kind mit schweren bis schwersten Verletzungen.
Der Täter wird zum Muslim gemacht
Verstörend ist jedoch nicht nur die Tat selbst, sondern auch die Funktion der sozialen Medien als Plattformen für Gerüchte, Hetze und Verschwörungstheorien. Facebook und Twitter fallen diesmal besonders negativ auf, weil nicht schwerwiegende Schnitzer der traditionellen Medien dieses Phänomen überdecken oder zumindest anfeuern.
Auffällig: Rechtsextreme versuchen seit Samstagabend in den sozialen Medien fast schon verzweifelt, einen islamistischen Hintergrund zu konstruieren – und schrecken dabei auch vor Lügen nicht zurück. So zum Beispiel der seit langem als notorischer Hetzer auffallende Antileksos auf Twitter, der die angeblich «bestätigte» Information verbreitet, der Täter sei Muslim gewesen:
Andere behaupten auf Facebook, es habe sich bei der Tat um einen Ehrenmord gehandelt und der Name des Täters laute entgegen anderslautenden Informationen Mohammed:
Es sind nur zwei Beispiele von Dutzenden – und sie werden wiederum dutzendfach weiterverbreitet.
Auch rechte Medien mischeln mit
Bei dieser offensichtlichen Sehnsucht nach einem religiösen Hintergrund steht selbstverständlich auch die «Weltwoche» nicht abseits, wie dieser Tweet eines Redaktors zeigt:
Kehrseite einer Medaille
Ähnliches war auch nach der Aufklärung des Mehrfachmords von Rupperswil (AG) zu beobachten. Dass der Täter aus dem näheren Umfeld kam, mitten aus der dörflichen Gesellschaft – das konnten und wollten viele nicht wahrhaben.
Es sind Einblicke in die groteske Welt der Internet-Hetzer, die nicht davor zurückschrecken, Fassungslosigkeit und Trauer für ihre politischen Agenden zu missbrauchen und damit nicht zuletzt auch die Opfer verhöhnen. Und es sind anschauliche Beispiele dessen, was sich die Gesellschaft immer wieder in Erinnerung rufen muss: Islamisten und Rechtsextreme sind die Kehrseite derselben Medaille – beide Seiten sind an Hass, Gewalt und Unsicherheit interessiert.