«Die gleiche Tendenz kommt auch auf Bundesebene zum Ausdruck», sagt er. Nach aktuellsten Angaben der Bundespolizei vom Mai 1998 gibt es

heute

schweizweit 400 bis 500 Aktivisten und Sympathisanten der rechtsextremen Szene.

Gewalt – auch mit Waffen
Im Kanton Bern bilden die Skinheads die «weitaus grösste Gruppe unter den gewalttätigen Jugendlichen», erklärt Niederhauser weiter. Diemeisten Rechtsextremen liessen sich jedoch nicht in Organisationen einbinden – obwohl die Gruppen sie für ihre Zwecke gewinnen möchten(siehe Kasten). «Den meisten Betroffenen missfallen die straffen Organisationen, und sie verlassen die Gruppierungen wieder», sagtNiederhauser. Trotzdem schätzt er die Gewaltbereitschaft in der Szene als «erheblich» ein: «Der Waffenfetischismus zahlreicher Skinheads istnicht zu unterschätzen.» Die Kontrolle von Fahrzeugen und auch Personen habe dies deutlich gezeigt.
Pöbeleien, Zusammenstösse und Probleme mit Rechtsradikalen sind laut Kantonspolizei vorab in der Region Bern, im Dreieck Biel – Büren – Lyssund im Oberaargau beobachtet worden. Neu ist im vergangenen Jahr auch der Raum Burgdorf dazugekommen. Zahlreiche Vorfälle wurden an dieÖffentlichkeit getragen. Eine Auswahl:

  • Hindelbank/Kirchberg: Im letzten Sommer taucht bei der Autobahnausfahrt eine Gruppe junger Skinheads auf. Sie begehrt Einlass in der DiscoSequencer und im benachbarten Bistro A 1. Es kommt zu einem Zusammenstoss mit den Sicherheitsleuten. In Hindelbank kursieren imOberstufenzentrum plötzlich Flugblätter mit rassistisch gefärbtem Inhalt. Linksdenkende Jugendliche werden von Skinheads in Autos gejagt.

  • *Wiedlisbach: Kurz vor Weihnachten 1999 versammeln sich 200 bis 300 Skinheads aus der ganzen Schweiz und dem benachbarten Ausland inder gemeindeeigenen Froburg-Mehrzweckhalle. Während drinnen drei Rockgruppen aus Deutschland, Spanien und der Schweiz das Publikum mitschrillen Parolen in Stimmung bringen, schieben draussen schwarz gekleidete Skinheads mit Hunden und Schlagstöcken Wache.

  • Münchenbuchsee: Immer wieder kommt es im Berner Vorort zu Zusammenstössen. Pöbeleien an öffentlichen Anlässen, Schlägereien undfliegende Steine mitten in der Nacht: Opfer der rechtsradikalen Gruppe sind oft die Besucherinnen und Besucher des alternativen KulturzentrumsVilla Kunterbunt.

  • Bern: Das Barstreet-Festival Anfang Februar 2000 endet mit Randalen: Vier Personen müssen ins Spital gebracht werden. Gewaltsam versuchensich morgens um 3.40 Uhr rund 30 Randalen, darunter Skinheads und Hooligans, Zugang zur geschlossenen Festhalle zu verschaffen. DieSicherheitsangestellten greifen zum Pfefferspray. Die Beteiligten werden von der Stadtpolizei kontrolliert, Verhaftungen gibt es keine.
  • Polizei markiert Präsenz
    «Wir sind auf die Hinweise von Behörden, von Einwohnern und von Lokalbesitzern angewiesen», sagt Niederhauser. Wann immer dieKantonspolizei von Versammlungen oder Konzerten erfahre, markiere sie Präsenz (siehe auch Interview unten). Mit dieser Massnahme will dieKantonspolizei die wachsende Szene im Griff behalten.*