Der Bund.
Eine Gruppe namens «Eisenjugend Schweiz» will die Gesellschaft ins Chaos stürzen, um in einem Staat der Weissen zu herrschen. Auf den Spuren von jungen «Rassenkriegern».
In einem ruhigen Quartier in Winterthur sitzt Eszil vor seinem Computer und träumt davon, die Schweiz in einen Staat für Weisse zu verwandeln. Nachdem der apokalyptische Rassenkrieg gewonnen ist, würden er und seine Auserwählten Teil einer neuen Elite sein, nordischen Göttern nicht unähnlich.
Eszil, diesen Decknamen gab er sich selber, ist 19 Jahre alt. Vor einigen Jahren noch wirkte er wie ein Junge, der zu wenig Sonnenlicht abbekommt. Nun sieht er wie eine Kampfmaschine aus.
«Er trainiert Tag und Nacht», sagt jemand, der ihn kennt. «Er drückt sich täglich fünf Mahlzeiten rein. Ich rede von richtigen Mahlzeiten, nicht von diesem Grünzeug.» Ein Jugendfreund erzählt: «Eszil hat zahlreiche Waffen zu Hause.»
Die «Mission Rassenkrieg» beginnt im Januar 2020. Mit einer Gruppe namens «Eisenjugend Schweiz», die einen Kanal auf dem Messenger-Dienst Telegram eröffnet. Darauf liest ein unbekannter junger Mann vor: «Das ist unser Führer Adolf Hitler. Adolf Hitler kämpft um Deutschland.» Der Stimme hängt ein Zürcher Akzent nach, und ihr Rhythmus ist holprig wie ein Schotterweg, aber ruhig im Ton, als handle es sich um eine Gutenachtgeschichte: «Im Kampf ums Dasein behauptet sich der, der aus irgendwelchen Gründen Lebensuntüchtigere in diesem Kampf ausmerzt.»
Mehrere Stunden lang liest der Unbekannte vor. Er muss den Text in einem dunklen Winkel des Internets gefunden haben. Das Hauptamt der Reichsführer-SS um Heinrich Himmler liess ihn 1944 drucken, als der Krieg schon verloren war; er fasst das Grauen in seiner kränksten Form zusammen.
Zur selben Zeit macht sich dieser Fanatismus auch auf den Strassen bemerkbar. An mehreren Zürcher Hochschulen – Universität, ETH, ZHAW – tauchen Kleber auf, mit denen gegen Juden und Schwarze gehetzt wird. Im «Landboten» erscheint Anfang Februar ein Artikel darüber.
Die Eisenjugend setzt auch einen Blog auf, worauf sie von einer Vorherrschaft der Weissen fantasiert. «Schweizer zu sein, heisst, weiss zu sein», lautet der Titel eines Beitrags.
Das Ziel der Gruppe sei es, «die Zukunft der weissen Rasse» zu sichern, «um jeden Preis, mit allen notwendigen Mitteln». «Zusammengefasst», steht abschliessend, «sind wir eine Truppe motivierter Leute, die gegen den schleichenden Genozid unseres Volkes einstehen […]».
Es ist ein bekannter, uralter Verschwörungsmythos: Ein Geheimplan globaler Eliten – vorzugsweise jüdisch – sehe vor, dass Muslime und Nicht-Weisse den weissen Westen in den Untergang stürzen.
Wer aufgenommen werden will, muss einen langen Fragenkatalog beantworten
Im Februar schicken wir der Eisenjugend eine E-Mail, in der wir uns als junge Verwirrte ausgeben («Den Kommunismus und das linke Gesocks sollte man schon seit langem ausrotten!»). Wir fragen, wer die Gruppe sei und ob wir bei ihr mitmachen dürfen. Die Antwort kommt schnell. «Der Name Iron Youth», schreibt einer, «kommt von der gleichnamigen amerikanischen Gruppierung. Wir sind deren Schweizer Abteilung und stehen ihnen auch ideologisch sehr nahe.»
Falls man Interesse habe, «unserer Organisation» beizutreten, müsse man den Fragebogen beantworten, welcher der Nachricht als elektronisches Dokument angehängt ist. Als wir die Fragen durchgehen, glauben wir, in der Aufnahmeprüfung einer nationalsozialistischen Eliteschule gelandet zu sein. Die Eisenjugend will wissen, wie wir uns «ethnisch beschreiben würden», was «Rasse» für uns bedeute, wie wir «zu Deutschland besonders im Verhältnis zur Schweiz» stünden, was wir vom Holocaust hielten und welchen Stellenwert Sport bei uns einnehme.
«Was wir wollen, ist, den Nationalsozialismus wieder auf sein Fundament zu stellen […]. Die arische Familie, durch Blut vereinigt, geformt durch die Ideologie des Hakenkreuzes.»
aus dem Telegram-Kanal der «Iron Youth» (den «amerikanischen Freunden» der Eisenjugend)
Wir verfassen eine schmierige Antwort, hören aber nichts mehr von der Gruppe. Fragen bleiben: Wer steckt hinter der Eisenjugend? Warum werfen sich die Typen in den Treibsand des Hasses? Und wen wollen sie mitreissen – das heisst, wie gefährlich ist die Gruppe?
Die Behörden haben keine klare Antwort. Bei der Kantonspolizei Zürich heisst es, man solle sich bei der Stadtpolizei Winterthur melden, und dort rät man, sich an Bern zu wenden, an den Nachrichtendienst des Bundes, und der wiederum sagt: Man habe Kenntnis von der Eisenjugend. Aber der Nachrichtendienst äussere sich «grundsätzlich nicht» zu einzelnen Organisationen. Auch nicht zu seiner «operationellen Tätigkeit». Dazu eine juristische Erklärung: Damit man tätig werden könne, reiche «ein ideologischer oder politischer Hintergrund von Personen (beispielsweise Neonazis)» nicht aus. «Ausschlaggebend hierfür sind effektive Gewaltbezüge (d. h. das Verüben und Fördern von oder der Aufruf zu Gewalt).»
Schon Wochen früher ist im Telegram-Kanal der Eisenjugend das Manifest von Brenton T. geteilt worden. T., ein rechtsextremer Terrorist, hatte es geschrieben, bevor er 2019 in Christchurch, Neuseeland, 51 Menschen in zwei Moscheen erschoss. Bei der Eisenjugend empfahl man, das Manifest zu lesen; es behandle «hochaktuelle Themen».
Die Jugendorganisation einer der gefährlichsten rechtsextremen Terrorgruppe
Die Eisenjugend Schweiz umfasst eine Handvoll junger Männer, wenn überhaupt. In den Videos, die sie veröffentlicht haben, tauchen kaum mehr als zwei auf. Maskiert und schwer bewaffnet zeigen sie sich im Wald; im Hintergrund sind Schüsse zu hören. Sie dokumentieren, wie sie eine Flagge Israels und der Europäischen Union verbrennen. Daneben wehen die Schweizer und die Reichsflagge im Wind.
Die kleine Zahl, das paramilitärische Auftreten, die Waffen, die Symbolik, der wahnwitzige Glaube an einen Rassenkrieg, der Fragenkatalog zur Aufnahme, ja, sogar die Schrift, die sie verwenden – das alles ist keine zufällige Erfindung. Bis ins kleinste Detail gleicht es dem Auftreten der Atomwaffen Division, einer der gefährlichsten Neonazi-Gruppen der Gegenwart. Sie entstand um 2015 in den USA. Laut Medienberichten hat sie seither mindestens fünf Personen getötet. Auch in Deutschland gibt es eine Zelle.
«Wir können dein Nachbar, Postbote, Sekretär, bester Freund usw. sein. Wir sind überall und wir sind niemand.»
aus dem Manifest der Atomwaffen Division Deutschland
Die Ideologie der Atomwaffen Division geht auf James Mason zurück, einen amerikanischen Neonazi, Jahrgang 1952. Mit 14 war er in die American Nazi Party eingetreten. Seither beschwört er eine «Weisse Revolution». In «Siege» – ein auf 563 Seiten gedrucktes Horrorkabinett, eine Dystopie à la «Mad Max», nur blutrünstiger – beschreibt Mason seine Vision: den «führungslosen Widerstand» von «einsamen Wölfen». Das System sei ohnehin verrottet, der «Genpool der Arier verdorben», und daher müsse man einen apokalyptischen «Rassenkrieg» herbeiführen. Mason ermutigt dazu, ausgehend von kleinen Zellen willkürlich Anschläge und Morde zu begehen. Um so das System zu destabilisieren. Und nach der blutigen Sintflut als Avantgarde emporzusteigen.
Mason ist heute zwar 68 Jahre alt, lebt in einer staatlich finanzierten Wohnung in Denver, Colorado, isst in Suppenküchen, und seine neuesten Video-Beiträge sind kaum mehr als wirres Brabbeln. Dennoch schwappte sein Irrsinn über nach Winterthur. Auf Bildern wird er als Heiligenfigur dargestellt, als Gott der Verwüstung; eine Sonne aus Hakenkreuzen dient als Heiligenschein. Und im Telegram-Kanal der Eisenjugend liest ein junger Mann 170 «Weisheiten» von Mason vor. Unter anderem: «Der einsame Wolf kann nicht entdeckt, nicht verhindert und kaum nachverfolgt werden. […] Die Waffe der Kritik wird niemals so stark sein wie die Kritik der Waffe. […] Wir werden gewinnen. Wir werden wie unsere alten Götter des Donners und Blitzes sein.»
Eszil: Kunstschul-Student, Waffennarr, «Rassentheoretiker», Einzelgänger
Es ist ein schöner Tag im Juni, in den USA demonstrieren Hunderttausende gegen Rassismus, und in der Schweiz kollabieren einige Bürger, weil man nicht mehr «Mohrenkopf» sagen dürfe – ein Tag im Juni also, als wir auf Eszils wahren Namen stossen, den Mann hinter der Eisenjugend. Der einsame Wolf hat ein paar Spuren zu viel hinterlassen.
Eszil studiert an der Zürcher Hochschule der Künste, kurz ZHdK. Man hat ihn als soliden Schüler wahrgenommen, auch als pflichtbewusst. Die letzte wissenschaftliche Arbeit, eingereicht im Mai 2020, schrieb er zum Thema «volksgeschichtliche Identifikation». Es ging ihm um die bildliche Darstellung des «grossen Volkskörpers», der in der indo-europäischen Frühgeschichte entstanden sei. Er schrieb: «Die Überlieferung und somit die Erhaltung von wichtigem Wissen der eigenen Volksgeschichte [ist] gefährdet.»
Der Dozent fragte Eszil, ob er wisse, dass er Worte gebrauche, die stark vorbelastet seien, und Eszil antwortete, natürlich wisse er das.
Auf dem Server der Hochschule speicherte Eszil nationalsozialistische Propaganda ab.
Am 20. April, Hitlers Geburtstag, «crashte» jemand eine ZHdK-Vorlesung, die online gehalten wird. Die Person rief rassistische Beleidigungen und «Heil Hitler!». Zwei weitere Attacken folgten. Die Hochschule erstattete Anzeige gegen unbekannt wegen Verstosses gegen die Antirassismus-Strafnorm. Der Fall liegt nun bei der Staatsanwaltschaft.
«Eszil glaubt nicht ans System. Alles sei korrupt, sagte er mir, und er wolle parat sein, wenn ‹es› komme. Um sich zu verteidigen.»
ein Jugendfreund über Eszil
Jemand, der Eszil kennt, sagt: «Er ist intelligent und liest viel. Ein Einzelgänger, aber nicht unsympathisch. Er wirkt nicht aggressiv, doch er weiss sehr genau, was er macht, wie weit er gehen kann. Und so ein Typ ist für mich gefährlicher als einer, der brüllt wie ein Löwe.»
Eigentlich wollte Eszil Karriere beim Militär machen, als Fallschirmaufklärer. Doch im November 2019 flog er, wie die Armee bestätigt, durch den ersten Vorkurs – damit waren jahrelange Vorbereitungen im Eimer.
Ein Jugendfreund erzählt: «Er hat sich wirklich bös diszipliniert aufs Militär vorbereitet. Er hat die Ernährung umgestellt, hat trainiert wie wild und mit Schiessen begonnen. Dass er nicht aufgenommen wurde, hat ihn sicher getroffen.»
«Er glaubt nicht ans System», erzählt der Jugendfreund weiter. «Alles sei korrupt, sagte er mir, und er wolle parat sein, wenn ‹es› komme. Um sich zu verteidigen. Er zeigte mir seine Waffensammlung. Eine Kalaschnikow, zwei Karabiner, zwei Pistolen. Auch Munition bewahrt er zu Hause auf. Alles legal, mit Waffenschein.»
Eszil ist ein geübter Schütze. Er ist Mitglied in einem Schützenverein und hat schon Auszeichnungen geholt. Vor kurzem muss er eine weitere halbautomatische Waffe gekauft haben, ein Trainingsgewehr vom Typ SIG-522. Das behauptet zumindest jemand mit seinem Pseudonym auf einer obskuren Webseite.
«Er erzählte mir von irgendwelchen Theorien», sagt der Jugendfreund, «wonach die ‹afrikanische Rasse› uns beherrschen würde. Weil Europäer bloss ‹Mittelklasse-Gene› hätten und ‹Mischkinder› darum zu 80 Prozent afrikanisch seien. Und wenn wir so weitermachten, sagte er, seien wir in 200 Jahren alle ‹afrikanisch›. Und das wolle er verhindern.»
Als wir dem Jugendfreund einen Propagandafilm der Eisenjugend zeigen, sagt er, dass es sich bei einem Mann – schwarze Sturmmaske, Gewehr vor der Brust – eindeutig um Eszil handle. Er schweigt einen Moment, es ist das Zögern der Ungläubigkeit, und sagt dann: «Eigentlich halte ich ihn nicht für gewalttätig.»
Gut vernetzt auch in der Schweizer Szene der Rechtsradikalen
Eszil ist gut vernetzt in der rechtsradikalen Szene der Schweiz. Bereits Anfang 2020 hörte er von einer neuen Gruppe, die sich Nationalistische Jugend Schweiz (NJS) nennt. Eszil kontaktierte die NJS, eine lose Vereinigung von jungen Neonazis und Nationalisten aus Winterthur und Umgebung. Man traf und verstand sich, wie jemand aus der Szene erzählt. Eszil machte in der Folge auch bei der NJS mit. Auf einem Gruppenfoto mit Sturmhauben und einer NJS-Fahne trägt er eine graue Kapuzenjacke und blaue Turnschuhe. Mehrere Personen, die Eszil kennen, identifizieren ihn.
«Schade, waren es nicht 16 Millionen [Juden]. Wären es 16 Millionen gewesen, […] wäre die Frage schon vor langer Zeit gelöst worden.»
Zitat aus dem Telegram-Kanal der Eisenjugend
Es gibt auch Verbindungen zu anderen Schweizer Organisationen. So ist die NJS mit der Neonazi-Kameradschaft Nationale Aktionsfront (NAF) verbandelt. Und zwei NJS-Mitglieder fuhren am 1. August 2019 ins bernische Lotzwil, wo sie von einem Anhänger der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) mit dem Auto am Bahnhof abgeholt wurden. Der Fahrer brachte die Winterthurer zum «Buurezmorge» der Pnos auf einem Feld in der Nähe von Lotzwil. Dort lernten die beiden auch den Pnos-Präsidenten Florian Gerber kennen. So erzählt es einer aus der Szene.
Die Männer der Eisenjugend sind zwar jung, aber das Bild, das sie von Frauen haben, könnte von ihren Urgrossvätern stammen. Am 8. März 2020 pöbelten sie am Tag der Frau herum, wie Teilnehmerinnen berichten. Am Tag danach erschien auf dem Telegram-Kanal der Eisenjugend ein Text, der Frauen unterstellt, den Sinn ihres Daseins komplett vergessen zu haben. Sie seien «Frauen, die wie Männer sein wollen und uns deshalb hassen». Sie hätten die natürlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen vergessen. «Frauen sind empathischer und besser mit Kindern, wir sind viel besser für harte körperliche Arbeit gemacht. Gleichberechtigung macht keinen Sinn, da wir nun einmal nicht gleich sind.»
Besuch bei Eszil, der bei den Eltern wohnt und droht: «Bi Familie verstani denn kei Scherz»
Anfang Juli gelangen wir an Eszils Telefonnummer. Als wir anrufen, fährt er gerade Auto. Wir nennen seinen echten Namen, und er erwidert: «Ja?» Dann fragt er, ob man sich für seine Kunst interessiere.
«Nein», sagen wir. «Wir möchten mehr über dich und deine Eisenjugend erfahren.»
Er antwortet, dass er gar nicht Eszil sei, sondern ein Herr Meier. Und dann bringt er einen Cousin ins Spiel, der «vielleicht mal eventuell» was mit der «EJ» zu tun gehabt habe, nämlich als Administrator des Telegram-Kanals. Der Cousin sei jedoch schon vor einigen Monaten ausgestiegen. Und man solle ihn, also den Cousin, in Ruhe lassen, er sei psychisch instabil, habe Probleme mit den Eltern, linksgrünes Arbeitsumfeld und so fort, und wenn man den Cousin doch in der Zeitung erwähne, setze es eine Anzeige wegen Persönlichkeitsverletzung.
Wir sind so verblüfft, dass wir nicht auflegen können. Eszils Stimme erinnert stark an die Vorleser im Eisenjugend-Kanal, und er sagt ausgesprochen merkwürdige Dinge. Kein Detail will zum anderen passen. Es scheint, als würden wir uns in zwei parallelen Universen bewegen.
«Die Waffe der Kritik wird niemals so stark sein wie die Kritik der Waffe.»
nach James Mason, Vordenker der amerikanischen Neonazibewegung, vorgelesen im Eisenjugend-Chat
Ein paar Tage später suchen wir Eszils Wohnung auf. Er wohnt bei seinen Eltern in einem Mehrfamilienhaus, das in einem Aussenquartier von Winterthur liegt. Es ist Freitagabend, in den gepflegten Gärten spielen Kinder unterschiedlicher Hautfarbe, Elektrovelos drängen sich unter Vordächer, und an den frisch gestrichenen Fassaden hängen Plakate von linken Parteien. Der Ort ist nicht gerade das, was man sich als Ausgangspunkt für einen Rassenkrieg aussuchen würde.
Vor der Wohnungstür erkennen wir die blauen Turnschuhe, die Eszil fast immer trägt. Wir klingeln. Zweimal. Die Tür öffnet sich. Eszil tritt heraus. Er wirkt breit, der Nacken gewaltig, der Fettanteil winzig. Aber er ist eher klein gewachsen, um die 1,75. Wir grüssen. Er schaut uns verwirrt an, stöhnt laut, als sehe er den Antichristen, und verschwindet wieder in der Wohnung. Die Begegnung dauert vielleicht fünf Sekunden.
Sieht er gefährlich aus? Wie ein potenzieller Terrorist? Wir können es nicht beurteilen. Aber ein ungutes Gefühl bleibt. Bislang ist die Eisenjugend nicht gewalttätig geworden, und das einzig strafrechtlich Relevante sind die rassistischen Kleber. Gleichzeitig ist ihr Auftritt derart radikal, die Waffen, die Hetze, der Glaube an einen Rassenkrieg, dass selbst gestandene Neonazis nichts mit der Eisenjugend zu tun haben wollen.
Wir sehen zu, dass wir Land gewinnen. Kurz darauf schickt Eszil eine Nachricht: Keine Ahnung, wer wir seien, «aber bi Familie verstani denn kei Scherz».
Als wir ihm eine Liste mit Fragen und Vorwürfen schicken, bleibt nur eisernes Schweigen zurück.
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Kevin Brühlmann arbeitet seit 2020 als Reporter bei Tamedia. Vorher war er während mehrerer Jahre Journalist bei der «Schaffhauser AZ».@bruehlmania
Kurt Pelda ist promovierter Ökonom und schreibt seit 2017 für den Recherchedesk. Er hat sich dabei u.a. auf Terrorismus, Islamisten und Neonazis spezialisiert. Davor arbeitete er als selbständiger Kriegsberichterstatter und Kameramann für verschiedene Medien, darunter The Economist, Der Spiegel, CNN und SRF. @KurtPelda