Eine rechtsextreme Gruppe operiert von Landquart aus bis ins Glarnerland
Nach der Zerschlagung der Rheinfront vor fünf Jahren schien der Rechtsextremismus im Bündner Rheintal gestoppt. Im Untergrund brodelt es aber weiter. Mit Auswirkungen auf die ganze Region.
so.- Auch wenn sie sich öffentlich zurückhält: Im Raum Landquart ist eine rechtsextreme Gruppierung namens Division Rätia aktiv. Die Gruppierung zählt heute rund 100 Mitglieder.
Kontakte nach Glarus
Die Division wurde 2002 gegründet und unterhält Kontakte in den Kantonen Glarus, Solothurn und Bern. Gemäss Aussagen eines Ausgestiegenen trifft sich die Gruppe wöchentlich und zieht monatlich Mitgliederbeiträge ein. Ihm zufolge ist sie im Stande, per SMS innert einer halben Stunde bis zu 80 Personen zu mobilisieren, um missliebige Personen, zumeist Punks oder Ausländer, zu verhauen. Selbst die Mitglieder kennen ihre Anführer kaum, die zurückgezogen leben und sich von jeglicher Gewalt fernhalten.
Hockeyfans als Reservoir
Als Gruppensymbol dient ein abgeändertes keltisches Kreuz. Die Kelten werden auch sonst für die Corporate Identity der Gruppe missbraucht: In den wöchentlichen Treffen wird unter anderem ihre Religion gelehrt.
Rekrutiert werden Neumitglieder hauptsächlich an Matches des HC Davos. Andreas Steinmann, Fandelegierter des HCD, bestätigt: «Wir haben von einem Dutzend Kahlrasierten aus der Region Landquart Kenntnis, die regelmässig die Kurve frequentieren.»
Zwar sei bisher keine Gewalt mit im Spiel gewesen, doch die Gruppe werde wegen ihrer Kleidung ? hauptsächlich T-Shirts mit rassistischem und Gewalt verherrlichendem Inhalt ? beobachtet. Steinmann sieht wenig Handhabe im Umgang mit den Naziskins.
Mehr Jugendpolitik
Laut Pressesprecher Alois Hafner hat die Kantonspolizei Graubünden Kenntnis von Einzelpersonen und kleinen Gruppierungen aus dem rechtsextremen Umfeld im Bezirk Unterlandquart. Vor zwei Jahren waren rechtsextreme Jugendliche in Landquart negativ aufgefallen, als sie eine Disco der Oberstufenschule angegriffen hatten. Damals hatte die Gemeinde Igis-Landquart beschlossen, der Jugendpolitik eine grössere Priorität einzuräumen.
Wie die verantwortliche Gemeinderätin Agnes Brandenburger sagt, ist Rechtsextremismus im Gemeinderat bisher nicht traktandiert worden. Landquarter Jugendliche aber berichten von immer wiederkehrenden Angriffen der Naziskins, die oft alkoholisiert und in Überzahl Passanten verfolgten. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass es vor allem im Sommer zu Übergriffen komme. Die Opfer fordern, dass endlich etwas gegen ihre Angreifer unternommen wird, sind aber zumeist aus Angst vor Repressalien oder aus ideologischen Gründen nicht bereit, diese anzuzeigen.
Die Gesinnung blieb
Schon vor sechs Jahren sorgte die rechtsextreme Gruppierung Rheinfront schweizweit für Aufsehen. Sie zählte damals an die 50 Mitglieder. Dank einem Bericht der «Südostschweiz» konnten deren Clublokal und der Name des Anführers ausfindig gemacht werden.
Das Treiben der jugendlichen Rechtsextremen löste eine Welle der Empörung aus, der Staatsschutz trat auf den Plan. Viele damalige jugendliche Sympathisanten lösten sich aus der Gruppe, die später auch ihren Clubraum verlor. Die Rheinfront war zwar zerschlagen, nicht jedoch die braune Gesinnung der «Indoktrinierten».