Neue Zürcher Zeitung. Die Grenzen zum politischen Extremismus sind bei Anhängern der Bewegung oft fliessend.
yve. · Der amerikanische Präsident Donald Trump will «die Antifa» im Zusammenhang mit den Ausschreitungen nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd als Terrororganisation verbieten. Seither wird im Westen diskutiert, was es mit diesem Antifaschismus beziehungsweise mit dem Kürzel «Antifa» auf sich habe, das viele Gruppen und Aktivisten für sich pachten.
Eines wird dabei klar: Es gibt nicht «die Antifa», sondern es handelt sich derzeit vielmehr um eine heterogene Bewegung, die mal auf eine radikalere, mal auf eine weniger radikale Weise auftritt.
Die Bewegung wird entweder verharmlosend betrachtet, oder man verteufelt sie. So solidarisierte sich die deutsche SPD-Vorsitzende Saskia Esken spontan mit der «Antifa», derweil hat SVP-Nationalrat Andreas Glarner ein Postulat eingereicht, um die Bewegung und den «linksextremen Terror» verbieten zu lassen – von der AfD sind ähnliche Töne zu hören.
In Deutschland reicht die Palette der stark antidemokratisch beeinflussten Gruppen von Autonomen über Maoisten bis zu DDR-Nostalgikern. Die Systemgegner sind untereinander oft zerstritten, gemeinsam ist ihnen der Kampf gegen Faschisten. Viele legen diesen Begriff jedoch sehr grosszügig aus. Pauschale Faschismusvorwürfe werden zudem oft von kaum verhohlenen Gewaltaufrufen begleitet, besonders jene aus dem autonomen Milieu.
Auf den Antifaschismus berufen sich auch zahlreiche Gruppen und Bürgerinitiativen, die rechtsextreme Netzwerke aufdecken, Rassisten in der Polizei oder in der Armee outen und Menschen unterstützen, die von Neonazis bedroht werden. Die Grenzen zum politischen Extremismus sind aber auch hier oft fliessend.