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SS-Abzeichen und Hakenkreuze: Vor dem Militärmuseum Full AG wurden die Besucher mit nationalsozialistischen Symbolen konfrontiert.
Diesen Samstag und Sonntag führt das Militärmuseum im aargauischen Full ein «Panzerwochenende» durch. Besucher können verschiedene Panzer begutachten, thematischer Schwerpunkt ist der Kalte Krieg.
Neben Panzerrundfahrten, einem Grillstand und einer Feldbäckerei werden an Verkaufsständen Militär-Artikel angeboten – darunter auch solche mit nationalsozialistischen Symbolen.
SS-Ehrenabzeichen und Eisernes Kreuz
Auf Fotos von Leserreporterin Andrea Jerger sind SS-Abzeichen, Reichsflaggen sowie ein Modell von Adolf Hitlers Auto zu sehen. Auch Notizblöcke mit dem Eisernen Kreuz oder SS-Ehrenabzeichen gibt es an dem Stand zu kaufen.
Andrea Jerger war wegen des Anlasses im Museum nach Full gereist. Dass sie auf einen Stand mit NS-Artikeln stiess, hat sie verstört. «Ich habe Kinder gesehen, die Nazi-Abzeichen in der Hand hielten», sagt sie. Sie habe den Verkäufer aus Deutschland damit konfrontiert, was er hier verkaufe. Dieser habe offenbar kein Problem darin gesehen und die Sache heruntergespielt.
Einzige Bedingung: keine Hakenkreuze
Der Stand wird vom Militärmuseum offenbar geduldet. Auf Anfrage von 20 Minuten gab Thomas Hug, Leiter des Militärmuseums und Oberst in der Schweizer Armee, offen zu, von dem Stand zu wissen. «Unsere Bedingung war, dass keine Hakenkreuze zu sehen sind», sagt Hug. Diese habe der Händler abdecken müssen. Bei einer Inspektion habe sich Hug davon überzeugt, dass dies der Fall ist.
Auf die SS-Symbole angesprochen, die etwa auf den Ehrenabzeichen zu sehen sind, verweist Hug wieder auf seine Bedingung, dass lediglich keine Hakenkreuze sichtbar sein dürfen.
Verbreitung von Nazi-Propaganda strafbar
Dass auch diese Regel nicht strikt eingehalten wurde, zeigt das Foto des Hitler-Modellautos: Darauf ist deutlich eine Fahne mit Hakenkreuz zu erkennen.
Sabine Simkhovitch-Dreyfus, Vizepräsidentin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR), hält den Stand und die angebotenen Artikel für bedenklich. Zwar ist es in der Schweiz grundsätzlich nicht verboten, einzelne Gegenstände aus der Zeit des Nationalsozialismus zu verkaufen. Strafbar ist jedoch die Verbreitung von Nazi-Propaganda. Angesichts des gezielten Angebots von NS-Artikeln könne im vorliegenden Fall möglicherweise von der Verbreitung von Nazi-Ideologie gesprochen werden.
Jerger erwägt Strafanzeige
Bemerkenswert ist für Simkhovitch-Dreyfus auch die Haltung des Museumsdirektors. «Dass er einen solchen Stand billigt, finde ich höchst befremdlich.», so die EKR-Vizepräsidentin.
Leserreporterin Andrea Jerger überlegt sich, am Sonntag wieder nach Full zu fahren und den Verkäufer der umstrittenen Artikel noch einmal zur Rede zu stellen. Auch eine Strafanzeige schliesst sie nicht aus.