Der Bund: Piero Falotti Der Rassist sorgt im Wallis für einen Skandal.
Sein Geschäft ist die Angstmacherei. Sein Reich ist eine einsame Holzhütte an einem unbekannten Ort in den Schweizer Bergen. Dort hängen Bändel mit Gewehrpatronen wie Girlanden von der Decke. Dort lagern Sturmgewehre, Pistolen neben Teigwaren, Mehl-, Salz- und Zuckervorräten und Konservendosen mit Birnen und Bohnen. Hierhin werde er sich zurückziehen, wenn die Welt ins Chaos stürze, sagte der Genfer Piero Falotti 2012 in einer Reportage der Westschweizer «Tagesschau». Der Überlebensspezialist und erfolgreiche Autor, der gerne im Umfeld der rechtsextremen französischen Gruppierung Egalité et Réconciliation auftritt, ist sich sicher: Die Kriegstage werden kommen. Da werde es Waffen brauchen. «Konflikte werden nicht bei einer Tasse Tee geregelt», sagt der 45-Jährige. Und lacht.
Auch der Walliser SVP-Staatsrat Oskar Freysinger dürfte im Kriegsfall in Falottis Berghütte einkehren. Obwohl die beiden ein Problem bekommen haben. Denn Freysinger musste Piero Falotti, auch unter dem Pseudonym Piero San Giorgio bekannt, kurzerhand aus einer departementalen Arbeitsgruppe katapultieren.
Der Walliser Sicherheitsdirektor hatte Falotti beauftragt, für das Wallis einen Aktionsplan zu erarbeiten. Der 45-Jährige sollte den Kanton auf mögliche Krisensituationen vorbereiten. An einer Medienorientierung am Dienstag warnten Freysinger und Falotti gemeinsam vor einem Kriegsausbruch. Doch statt Aktionsplänen für das Wallis brauchte Freysinger einen Rettungsplan für sich selbst. Denn Falottis Ernennung wuchs zum Skandal heran. In den sozialen Netzwerken zirkuliert ein Video, das Falotti als Rassisten entlarvt. In einem Gespräch erklärt er: «Wir retten die Kranken, die Behinderten, alle, die wir wollen. Sehr gut, das gibt uns ein gutes Gewissen, aber das ist nicht, wie man eine Zivilisation aufbaut, sondern wie man sie zerstört. Es liegt in unserer Natur, eine Waffen-SS zu sein.» Darüber wollte die Regierung mit Freysinger reden. Nun ging der SVP-Staatsrat von selbst in Deckung.
Wie gut sich Freysinger und Falotti verstehen und welche Pläne sie für das Wallis, für den Bund und andere Kantone schmiedeten, zeigt ein anderes Video. Sie filmten sich im Sommer 2014 beim 4-Augen-Gespräch im Garten des SVP-Staatsrats. Im Video lamentieren sie über die Welt und ihre unzähligen Bedrohnungen. Falotti sagt: «Der Zustand ist schlimmer als in den 30er-Jahren.» Doch er könne helfen, sich für kriegerische Tage zu wappnen. Er habe hierbei schon das Schweizer Militär und den Freiburger Zivilschutz beraten. Beim Militär heisst es: «Wir haben keine Kenntnis davon, dass ein Herr Piero Falotti jemals eine Beratungstätigkeit für die Armee ausgeübt hat.» Auch Freiburgs Zivilschutzchef Jean-Denis Chavaillaz dementiert: Falotti habe eine Expertise über einen Jahresbericht erstellt und über den Zustand der Welt gesprochen – mehr nicht. Auf weitere Dienste verzichte man.