Südostschweiz: Auch Tage nach dem Pnos-Anlass in Kaltbrunn kommt die Geschichte nicht zur Ruhe. Wie die Polizei erst jetzt bekannt gab, trat der Sänger der deutschen Rechtsrock-Band Flak trotz Einreiseverbot auf. Ein Eingreifen vor Ort hielt die Polizei für ein Sicherheitsrisiko – und erntet nun Spott von einem der beteiligten Rechtsextremen.
Die Polizei hat den Mann gefasst, an die Grenze geführt und des Landes verwiesen. Das ist die Kurzform der Geschehnisse rund um den deutschen Sänger Philipp «Phil» Neumann, Frontmann der deutschen Rechtsrock-Band Flak, wie sie die Medien darstellten. Er sollte ursprünglich an der Ostschweizer Sektionsgründung in Kaltbrunn der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) auftreten.
Was so klang, als hätte der Mann keinen Fuss ins Linthgebiet gesetzt, musste nun seitens der Polizei präzisiert werden: Neumann wurde erst nach seinem Auftritt gefasst.
Eingriff ein Sicherheitsrisiko
In einer Mitteilung gab die Kantonspolizei bekannt, dass der Sänger trotz Einreiseverbot unkontrolliert in das Land reisen konnte. «Die Grenzen für EU-Bürger sind offen. Es gab Kontrollen, aber er ging uns weder am Zoll noch auf der Anreise ins Netz», so Gian Rezzoli, Mediensprecher der Kantonspolizei. Neumann reiste folglich unerkannt bis nach Kaltbrunn und trat wie geplant am Anlass der Pnos auf – obwohl die Polizei vor Ort war.
Gemäss Rezzoli wäre ein Eingreifen der Polizei in Kaltbrunn unverhältnismässig gewesen: «Den ganzen Saal wegen eines Einreiseverbotes zu räumen, wäre mit Sicherheitsrisiken verbunden gewesen.» Deshalb entschied die Polizei bewusst, den Auftritt abzuwarten und Neumann anschliessend kontrolliert an die Grenze zu führen und des Landes zu verweisen.
Dass Neumann bei der Sektionsgründung auftrat, bestätigte auch Pnos-Präsident Dominic Lüthard. «Zum Zeitpunkt seines Auftritts war die Einreisesperre noch nicht an den Sänger ausgehändigt worden. Somit war sein Auftritt legal», so Lüthard. Um den «Balladenabend» letztlich durchführen zu können, sei also keine Geheimniskrämerei notwendig gewesen. «Es gab vor Ort keine Personen- oder Autokontrollen. Er kam ganz normal an und sorgte für die musikalische Unterhaltung.» Anschliessend habe er sich der Polizei gestellt.
Musik und Partei sind legal
Weshalb ausgerechnet der Sänger einer Nazi-Band aus Deutschland am Pnos-Anlass auftrat, erklärt Lüthard folgendermassen: «In der Schweiz gibt es nur sehr wenig gute patriotische Sänger.» Der «patriotische» Sänger Leumann ist in Deutschland kein Unbekannter. Er soll Teil des kriminellen «Aktionsbündnis Mittelrhein» sein, das immer wieder durch Gewalttaten aufgefallen ist.
Rezzoli unterstreicht, dass weder die Partei noch der Sänger oder seine Musik in der Schweiz verboten seien. Mit Konsequenzen muss der rechtsextreme Sänger erst rechnen, wenn er jetzt nach dem Aushändigen des Einreiseverbots erneut einreisen würde. «Das Verbot ist befristet. Reist er in dieser Zeitperiode ein und wird erwischt, ist dies strafbar», erklärt Rezzoli.
Häme auf Facebook
Eine abschreckende Wirkung scheint das Verbot bei den Beteiligten nicht zu entfalten. Martin Skoda, der als Redner beim Anlass auftrat und zusammen mit Neumann anreiste, veröffentlichte auf seinem Facebook-Profil eine Nachricht zu den Ereignissen vom vergangenen Samstag (die «Südostschweiz» berichtete mehrfach).
«Alles in allem sehr unterhaltsam», bilanziert Skoda im Schreiben. Weiter schreibt er, dass er und Neumann mit den Mitgliedern der Pnos noch über ihre eigene «Ausschaffung» scherzten. Dadurch könne die Partei zeigen, dass ihr «die Rückführung von sich illegal in der Schweiz aufhaltenden Personen wirklich ernst ist».
Auch bei den Medien bedankte sich Skoda: Die Idee, das Medienecho zu forcieren, sei aufgegangen. Eine kleine Veranstaltung mit 70 Teilnehmern sei überall präsent gewesen. Zum Schluss verspricht Skoda dann noch, dass dies nicht sein letzter Besuch in der Schweiz gewesen sei.