Aufruf zu einer Demonstration gegen die G8 Mörder und gegen die Globalisierung des Kapitals
Einmal mehr trafen sie sich, die Mächtigsten der Welt im Auftrage des Wohles der Menschheit. Globalisierung ist das Stichwort, das die Welt von dem Leide befreien sollte. Die „Gipfel“ haben eine traurige und ernüchternde Vergangenheit. Die Gespräche, die die Mächtigen führen bringen kaum relevante Änderungen. Jeder Gipfel beinhaltet in etwa die selben Themen: Entschuldung der dritten Welt, Zugang eben dieser zu unserem Kapitalmarkt, Klimaschutz, Gesundheitswesen und soziale Sicherheit für alle. Kritische BürgerInnen dürfen sich jedoch fragen wo denn konkrete Resultate dieser Gipfel bleiben. Selbst bürgerliche Journalisten prophezeiten, dass der Gipfel von Genua nichts Konkretes an den Tag bringen werde. George Bush sagte in Grossbritannien einige Tage vor dem Gipfel, dass er sich auf keine Fall darauf einlassen werde, das Klimaprotokoll von Kyoto zu ratifizieren, sein grössenwahnsinniges Star Wars Projekt lasse er sich nicht ebenso wenig ausreden.
Beschlüsse, die tatsächlich an solchen Gipfel fallen, haben meist nur ökonomischen Charakter, sprich die Gewinnmaximierung ist der zentrale Punkt. Gewinnmaximierung heisst schlussendlich nichts anderes, als die globale Ausbeutung der ArbeiterInnen zu optimieren. Als Rechtfertigung für ihre scheinbar erfolgreichen Gipfel spenden die Mächtigen hie und da einen „grösseren“ Geldbetrag, um Konflikte oder gesundheitliche Probleme zu mildern. Auch in Genua wurden „sagenhafte“ 1.8 Milliarden für ein Aids Hilfe Projekt (sowie Tuberkulose und andere Krankheiten) gespendet, um sich als engagiert darzustellen. Nun – 1,8 Milliarden tönt nach ganz viel Geld, betrachten wir aber die Relationen.
Da spenden die acht mächtigsten Länder lumpige 1,8 Milliarden und haben dann ernsthaft das Gefühl, sie würden damit eine Verbesserung im weltweiten Gesundheitswesen erreichen. 1,8 Milliarden geteilt durch die acht Länder ergibt 225 Millionen pro Land, was wirklich mehr als lächerlich erscheint. Die Gewinner der Globalisierung streichen sich riesige Gewinne ein. Kurzfristige Geldtransaktionen weisen Gewinnmargen von über 50% auf. Wo Gewinner sind, müssen auch Verlierer sein. Gewinnen Wenige viel, so verlieren Viele das Wenige. Das „Wenige“ ist aber für einen grossen Teil der Menschheit die Grundlage ihrer Existenz.
Die glorreiche Idee, die dritte Welt besser in den Markt der ersten Welt zu integrieren muss ebenso kritisch betrachtet werden. Die Mächtigen verfolgen immer nur ein Ziel: Gewinnmaximierung. Die Gewinnmaximierung beinhaltet den Ausbau der Märkte, umso mehr, wenn der erste Markt gesättigt ist. Sprechen die Mächtigen von einer Integration der Armen, meinen sie eigentlich die Schaffung einer grösseren Nachfrage.
Diese Methode sollte uns an die Zeiten der Kolonialisierung erinnern, einziger Unterschied ist, dass nicht Länder sondern Märkte annektiert werden. Die VerlierInnen dieses Handeln sind bekannt. Die Annektierten werden zu Unterdrückten. Die Chance, dass solche Länder auf der selben Ebene wie die Mächtigen handeln können, wird mit dieser Unterdrückung verunmöglicht. Dies schafft ein Abhängigkeitsverhältnis, das nur zu Gunsten der ersten Welt, sprich zu Gunsten der Mächtigsten ist. Ebenso die ewige Diskussion um den weltweiten Schuldenerlass. An jedem Gipfel reden die Veranstalter immer wieder davon, dass sie nicht verstehen können, warum dagegen demonstriert wird, sie setzen sich schliesslich auch ein um die Entschuldung der dritten Welt zu erreichen. In diesem Sinne ist dies aber nur ein Lippenbekenntnis der Mächtigen und nicht mehr ernst zu nehmen.
Im Vorfeld zu den Treffen der Mächtigen zieht durch die bürgerliche Presse eine wahre Hetzkampagne. Globalisierungsgegner werden marginalisiert und kriminalisiert. Gesprochen wird nur noch von militanten Anarchisten und Chaoten. Kurz Polit-Hooligans. Seit Seattle versucht der Staat alle Globalisierungsgegner mittels riesigen Polizeiapparaten zu kontrollieren, einzuschüchtern und denunzieren. Der Zweck dieses Vorhabens ist klar eine Spaltung dieser politischen Bewegung in liebe (friedliche) und böse (gewalttätige) DemonstrantInnen. Der Einsatz ihrer Mittel ist schier unbegrenzt. Vom Staat inszenierte Bombenanschläge hatten in Italien eine traurige Vergangenheit. Etliche Bombenattentate wurden erwiesenermassen von Geheimdiensten und Faschisten ausgeführt. In der Presse wurden diese aber den sogenannten bösen Linksextremisten in die Schuhe geschoben. Da kann sich unsereins fragen, ob die Attentate in Genua wirklich von linken Globalisierungsgegner verübt wurden. Um das Bild der gewalttätigen unpolitischen Demonstranten aufrechtzuerhalten, reihten sich an den Demonstrationen in Genua Polizisten als Provokateure unter die Globalisierungsgegner. Die Polizei provoziert Gewalt mit Absicht, um ihr brutales Vorgehen zu legitimieren. Zu was die im Vorfeld geführte Medienhetze und das Handeln der Polizei führt, wissen wir nun. Seit den Schüssen in Göteborg und den Morden in Genua ist offensichtlich, dass die Polizei solche Gipfel um jeden Preis durchsetzen will und auch vor Toten nicht zurückschreckt. Carlo Giuliani bezahlte seinen Kampf gegen die Globalisierung der Mächtigen mit dem Leben. Er wurde von einem 20 jährigen Soldaten regelrecht exekutiert. Der Soldat schoss dem 23 jährigen Römer gezielt in den Kopf, daraufhin wurde der tote Genosse von dem Polizeijeep zweimal überrollt. Das Gewaltmonopol des Staates hat in vollen Zügen zugeschlagen. Der Polizist, der die tödlichen Schüsse abfeuerte muss die Konsequenz dieser Tat alleine verantworten. Ein Köpferollen in den Chefetagen der Polizei oder gar der Regierung scheint unwahrscheinlich. Das System funktioniert. Fehler, die am Ende einer Befehlskette begangen werden, haben für Vorgesetzte kaum Konsequenzen.
Eine brutale Razzia der Polizei in der Nacht auf den Sonntag beim Medienzentrum des Genova Social Forum lässt Spekulationen offen, ob die Polizei Beweismittel vernichten wollte, resp. wahrscheinlich musste. Die Polizisten stürmten das Medienzentrum und verprügelten und verhafteten JournalistInnen und schlafende DemonstrantInnen. Das Mobiliar sowie zahlreiche Computer und Kameras wurden zerstört. Indymedia Italien zeigt auf der Homepage Bilder von etlichen Blutlachen, die weitere Spekulationen eröffnen.
Die Frage nach dem Ursprung der Gewalt ist immer heikel zu beantworten. Die Mächtigen morden täglich im Auftrage der Globalisierung des Kapitals. Sie richten ihre Gewalt gegen die Bevölkerung des Südens indem sie unterdrücken, die Lebensgrundlage zerstören, Armut, Hunger und Krankheit verbreiten. Eingeschlagenen McDonalds Scheiben oder die Verwüstung einer Bank ändern bestimmt nichts an der Gewaltherrschaft des Kapitals, zeigen aber die Wut und Entschlossenheit der Gegner. Der Schaden und das Ausmass dieser „Schäden“ steht in keinem Verhältnis zu dem, der das globale Kapital anrichtet!!!
Trotz Einschüchterungen, Medienpropaganda und Polizeiwillkür wird der Massenprotest nicht verstummen. Wir kämpfen weiter für eine Welt, die nicht mehr zum Spielball der Mächtigen und der Multis degradiert wird:
Wehren wir uns, angefangen im Betrieb, Büro, Quartier, Stadtteil. Wir sind die Mehrheit und ohne uns steht die ganze Maschinerie still!! Wir lassen uns weder spalten, noch einschüchtern.
In diesem Sinne rufen wir auf zu einer Demonstration gegen die Mörder von Genua und gegen die Globalisierung des Kapitals.
Samstag 28. Juli 2001/ 21.00 Uhr Heiliggeistkirche
Anarchistische und autonome Gruppen Bern