Der gestrige Tag hat gezeigt, dass es nicht so harmlos ist, wie es einige Leute weismachen wollen. Als im Jahr 2000 zum ersten Mal eine grosse Demons-tration auf dem Rütli stattfand und Bundesrat Villigers Rede gestört wurde, haben gewisse Leute das Prob

AP

Ich hoffe, die Öffentlichkeit merkt nun, dass die nicht so harmlos sind. Es geht nicht darum, dass sie gestört haben, sondern um den Inhalt der Parolen. Und diesbezüglich haben sie sich dieses Jahr deutlicher als früher offenbart. Das sind nicht einfach junge Störer, sondern es ist ein bedenkliches Phänomen, das man ernst nehmen, dabei aber nicht überschätzen soll.

Die Organisatoren waren naiv und schlecht vorbereitet. Sie müssen dazulernen. Und alle Bürgerinnen und Bürger müssen in sich gehen. Sie müssen aufs Rütli kommen und nicht dem Treiben zuschauen, sondern sich durch Applaus artikulieren oder sich markanter aufstellen. Den Organisatoren ist es nicht gelungen, die übrigen 1500 zu animieren, die sassen einfach da. Andererseits haben sie aber auch gesehen, wessen Geistes Kind die Störer waren.

Die Feier muss nächstes Jahr wieder stattfinden. Wir lassen uns die Feier auf dem Rütli nicht nehmen, das kommt nicht infrage. Wir brauchen den Mythos Rütli gerade als Energie gegen extreme Kräfte. Wenn die gemeinnützige Gesellschaft die Feier nicht mehr allein organisieren will, müssen andere Organisationen mithelfen. Mit schlichten Verboten lassen sich zwar auch nicht alle Probleme lösen. Aber es muss Regeln für die Teilnehmer geben, wer sich daran nicht hält, erhält kein Gastrecht auf der Wiese. Ich glaube, dass letztlich die demokratischen Kräfte unseres Volkes damit fertig werden. Die Präsenz derjenigen, die wirklich feiern wollen, muss vor allem grösser werden.

Es ist interessant, wie gelassen gewisse Politiker dieses Phänomen seit Jahren hinnehmen und gleichzeitig mit Entsetzen reagieren, wenn Linke demonstrieren. Aber wenn die Rütlifeier von Rechtsextremen gestört wird, reagiert man relativ gelassen. Das kann ja nicht sein.