Der Angriff aufs LaKuZ

BernerZeitung

Rechtsextremewehren sich

Mit fünfzehnMann war die rechte Szene im Kleintheater Langenthal präsent. AmPodiumsgespräch «Rechtsextremismus im Oberaargau» wollte sie ihreAngriffe aufsJugendzentrum LakuZ rechtfertigen.

StefanSchneider Noch einmalüber die Gewaltnacht sprechen, mit Experten und Beteiligten nachLösungen suchen wollte dasautonome Jugendzentrum LaKuZ. «Rechtsextremismus im Oberaargau» hiess Thema desPodiumsgesprächs im Kleintheater Langenthal, mit dabei unter anderen derFDP-Gemeinderat Werner Meyer und der Journalist Hans Stutz, Experte fürRechtsextremismus. BekannteGesichter gabs auch im Publikum. Ganz hinten sassen zehn junge Männermit kurz geschorenenHaaren, einige in noblen Anzügen, einige in Jeans und Trainerjacken. InZivilkleidung war dierechte Szene angerückt, um die Gewaltnacht aus ihrer Sicht zu schildern.Mit dabei auch dieRädelsführer vom 21. September. Damals hatten sie das autonomeKulturzentrum LaKuZ demoliert undbeim SRO-Spital eine Schlägerei mit trauernden Türken angezettelt (sieheauch Kasten).

GewaltbereiteLaKuZler?

«Ich begreifenicht, warum immer nur die Rechten kritisiert werden», beschwerte sichPascal Leuthard,einer der Anstifter aus dem aargauischen Glashütten. «Schliesslich gibtes auch unter den LaKuZlerngewaltbereite Leute – und sie haben die Schlägerei am 21. Septemberselber angezettelt.»Eine Aussage, die mit Pfiffen quittiert wurde und derLaKuZ-Vorstandsmitglied SergeWüthrich widersprach: Man wehre sich nur dann, wenn man angegriffenwerde. Provozieren würden dieLaKuZler solche Schlägereien aber bestimmt nicht. «Wir sindnoch jung» Da hat derjunge Skinhead offenbar andere Erfahrungen gemacht. Im LaKuZ-Haus wollteer vor kurzem «einBier trinken und ganz anständig diskutieren». Dabei habe sein Freundohne Vorwarnungeinen Schlag auf den Kopf gekriegt. Die Frage, warum er sein Bier nichtanderswo trinke, wenner das LaKuZ doch so hasse, konnte er nicht beantworten. Unklar bleibtauch, warum er beimJugendzentrum selber schon Fensterscheiben eingeschlagen hat und dort inSchlägereien verwickeltwar. «Wir sind noch jung – und da macht man irgendwann einen», meinte er nur.

KeineSonderbewachung

Ein bisschenratlos waren die Podiumsteilnehmer ob dieser Äusserungen. So richtigschien niemand zuwissen, wie sich die Jugendlichen wieder versöhnen könnten. «Ich kommemit leeren Händen»,gestand selbst der Langenthaler Gemeinderat Werner Meyer, verantwortlichfürs Ressort öffentlicheSicherheit. Es sei nicht möglich, fürs Jugendzentrum eineSonderbewachung zu organisieren.Die personellen Mittel der Kantonspolizei seien dafür zu gering.«Während der Nacht ist nureine mobile Patrouille in der Region unterwegs. Ein weiterer Beamter derStadtpolizei hatPikettdienst und liegt jeweils zu Hause im Bett.» MehrPolizeipräsenz wäre, gemäss dem Journalisten Hans Stutz, auch nicht dasrichtige Mittel.«Rechtsextreme planen ihre Angriffe sehr kurzfristig – und sind nach derTat rasch wieder verschwunden.Auch wenn die Polizei schnell anrückt, ist sie meistens schon zu spät.» Meyer:

«Beharrlich bleiben»

Das hat derLangenthaler Serge Wüthrich mehrmals erlebt. «Manchmal kommen dieBeamten nach denZwischenfällen – manchmal überhaupt nicht.» Und wer auf demPolizeiposten eine Anzeigeerstatten wolle, werde dort rasch abgewimmelt. Trotzdem: GemeinderatWerner Meyer rät denJugendlichen in solchen Situationen «beharrlich zu bleiben» und sich«nicht vom Weg abbringen zulassen». «Denn», so Meyer, «das Schlimmste, was passieren kann, ist,dass die Anzeige nurin einer Schublade landet.» In der Nacht auf Samstag, 21. September 2002, griff eine Gruppe vonrund 30 Skinheads das LaKuZ an(Langenthals autonomes Kulturzentrum). Dabei wurden die Scheibeneingeschlagen und alles aufden Boden geworfen, was nicht niet- und nagelfest war. Bei dieserAktion morgens um drei Uhr verletzte sich ein Skin aus der RegionBurgdorf und suchte dasSpital auf. Vor dem Spital stiessen die übrigen Rechtsextremen auf eineGruppe von Türken,welche von einem sterbenden Familienmitglied Abschied genommen hatten.Die Skins griffen dieTürken an. Einem Aufgebot von zirka 15 Stadt- und Kantonspolizistengelang es schliesslich,die Situation zu beruhigen. DasJugendparlament organisierte daraufhin am 12. Oktober spontan einenFackelumzug gegen Gewalt.Dieser wurde von allen Ortsparteien mitgetragen. Obschon unter den 400Teilnehmern auch einekleine, vermummte Gruppe des radikalen linken «schwarzen Blocks» war,verlief der Anlass ohneZwischenfälle.